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Predigt zum 28.2.16 j.kohtz
Predigt 28.2.16
Liebe Gemeinde
bei einem Bibelgespräch in den letzten Tagen auf einem Dorf kamen wir auf die Bedrohungen und Gefahren zu sprechen, denen wir ausgesetzt sind und was wir dagegen tun können.
Schnell waren wir bei den Dingen, die wir alle kennen: Krankheiten, Naturkatastrophen wie z.B. Hochwasser aber auch der Mangel an Gemeinschaft wurden genannt.
Uns fielen dann auch einige Möglichkeiten ein, diese Gefahren abzuwehren. Bei Krankheiten zum Beispiel Medizin, wenn anderes nicht mehr hilft. Aber auch ein gesunder Lebensstil, der uns vorbeugend vor möglichen sogenannten Zivilisationskrankheiten bewahren kann.
Im Grunde wissen wir alle, dass wir uns im Durchschnitt zu wenig bewegen, zu viel essen und zu viel sitzen. Das Tückische ist, dass es uns meist nicht auffällt, auch, weil ja die meisten, die wir kennen, sich so verhalten wie wir es tun. Alte Gewohnheiten lassen sich sehr schwer ändern. Immerhin – viele nutzen die 40 Tage der aus christlicher Tradition stammenden Fastenzeit, um mal was anderes auszuprobieren. Einige üben Konsumverzicht, andere wollen abnehmen und wieder andere was neues ausprobieren.
Spannend wurde das Gespräch auch beim Thema Gemeinschaft. Der Mangel an Gemeinschaft wurde beschrieben: Man kennt kaum noch die Nachbarn, weil die weit weg tagsüber arbeiten, und Treffpunkte und Gelegenheiten, einfach mal ungezwungen sich zu unterhalten, gibt es auch kaum noch. Der Konsum im Dorf hat längst geschlossen, der Bäcker hat aufgegeben, die Kneipe ist zu. So zieht man sich in seine vier Wände zurück, und hat ja sowieso genug zu tun. Garten, Haus, diverse Hobbies…und nicht zuletzt die Familie fordern ihre Zeit.
Alle sind beschäftigt, aber die gegenseitige Wahrnehmung hat nachgelassen.
So scheint jeder sein Ding zu machen. Wie gesagt: Das war ein Eindruck von Menschen, die auf dem Dorf leben.
Wer diktiert eigentlich, wie wir uns verhalten können? Nun, der Alltag, die Gewohnheiten und Pflichten, die Arbeit. Und nicht zuletzt: Unsere Gesundheit.
Dies alles könnten wir zusammenfassend als Fakten bezeichnen. Tatsachen, die einen hohen Einfluss auf unser Leben und Verhalten haben.
Aber neben den sogenannten Fakten treten doch noch weitere wichtige Dinge. Es ist der Bereich der Ansichten, der Ideale, und der Erfahrungen, und es ist bei vielen Menschen die Religion bzw. der Glaube.
Und hier setzt auch unser Predigttext an. Es ist ein Abschnitt aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Ephesus. Er hat sie wahrscheinlich selbst gegründet und so liegt ihm ihre Entwicklung sehr am Herzen.
Er schreibt (Kap.5,1-8): Ihr seid Gottes geliebte Kinder, daher sollt ihr in allem seinem Vorbild folgen. Geht liebevoll miteinander um, so wie auch Christus euch seine Liebe erwiesen hat. Aus Liebe hat er sein Leben für uns gegeben. Und Gott hat dieses Opfer angenommen. Ihr gehört zu Gott. Da passt es selbstverständlich nicht mehr, sexuell zügellos zu leben, über die Stränge zu schlagen oder alles haben zu wollen. Ihr sollt nicht einmal darüber reden! Genauso wenig ist Platz für Klatsch, Sticheleien und zweideutiges Gerede. Vielmehr sollt ihr Gott danken und ihn loben. Denn eins ist klar: Wer ein ausschweifendes, schamloses Leben führt, für den ist kein Platz in der neuen Welt, in der Gott und Christus herrschen werden. Das gilt auch für alle, die von Habgier besessen sind; denn solche Menschen beten ihre eigenen Götzen an. Lasst euch von niemandem verführen, der euch durch sein leeres Geschwätz einreden will, dass dies alles harmlos sei. Gottes Zorn wird alle treffen, die ihm nicht gehorchen. Darum meidet solche Leute! Früher habt auch ihr in Dunkelheit gelebt; aber heute ist das anders: Durch den Herrn seid ihr im Licht. Darum lebt nun auch wie Kinder des Lichts! Ein solches Leben führt zu aufrichtiger Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
So! Alles klar?
Vielleicht sortieren wir einmal, was dem Apostel wichtig ist:
Wir haben ein Vorbild, dem wir folgen sollen. Das ist Christus.
Die Orientierung an ihm, sprich die Nachfolge, hat Auswirkungen auf uns: Christen weisen bestimmte Qualitäten auf. Und es hat Folgen für unser Verhalten.
Unsere Welt ist voller Vorbilder, voller Konzepte, voller Ideale. Als Christ kann man schon mal fragen: Was daran ist denn noch christlich. Und man kann fragen, ob sich christliche Ideale heute überhaupt noch im Stimmengewirr der Meinungen durchsetzen können. Aber es gab auch Leute, die diese Nachfolge sehr ernst genommen haben. Auch an denen können wir uns orientieren: Franz von Assisi zum Beispiel verdeutlicht eindrücklich das Armutsideal.
Graf Zinzendorf (in unsrer Region kein Unbekannter) kann als Vorbild christlicher Frömmigkeit gelten und die „Jesus people * lebten das Ideal der Freundlichkeit.
ARMUT (als bewußter Verzicht!), FRÖMMIGKEIT, FREUNDLICHKEIT.
Drei Ideale – heute wie auch schon vor Jahrhunderten eher von einer Minderheit vertreten und gelebt.
Aber- wie ich finde – nach wie vor attraktiv! Da ist eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau, die merkt, dass dies nicht ihr Lebensziel ist, reich zu sein. Sie sucht mehr Sinn, mehr Erfüllung, und sie merkt, dass Konsum ihr das nicht bieten kann. Sie steigt aus. Sucht sich einen Ort und Menschen, die wie sie vom Leben mehr erwarten. Mit ihnen zusammen lebt sie und spürt so etwas wie Erfüllung!
Da sind dieser Tage Menschen, die spüren, das Hass und Gewalt tiefe Verletzungen bei Menschen verursachen. So banal es klingen mag: In vielen Situationen brauchen wir in unsrer Gesellschaft mehr Freundlichkeit. Das kann uns die Augen öffnen, kann Hoffnung geben, und befreit aus dem Zwang von Gewalt und Gegengewalt.
Und die gelebte Frömmigkeit von Papst Franziskus kann Brücken bauen und Vertrauen schaffen für viele verunsicherte Christen.
Aber im Text des Apostels steckt noch mehr drin:
sein JA zur Güte, zum Wohl des anderen
sein JA zur Wahrheit, die den anderen zu seinem Recht kommen läßt
sein NEIN zur Sexualität als Konsum, zum Partner als Ware
sein NEIN zur Lüge – also einer Sprache, die bewußt Verunsicherung schafft
sein NEIN zum Geld als Instrument der Unterdrückung und Ungerechtigkeit
Was für ein Anspruch! Gut zu wissen, dass der Apostel Paulus seine Predigt nicht an die große Welt richtet. Er ist kein Weltverbesserer. Er richtet sich in seinem Brief an die Gemeinde. Diese Gemeinde fand das Gemeinsame in ihrem Glauben an Christus. Das verband sie. Und das grenzte sie in gewisser Weise ab von vielen anderen Zeitgenossen. Aber wohl darin empfanden viele Gemeindeglieder die zum Teil schmerzhafte Spannung ihres Alltags. Wer will denn schon außen vor sein. Vielleicht als Sonderling gelten?
Die Geschichte zeigt, die Gemeinschaften der Christen waren immer wieder durch diese Spannung zwischen christlichem Anspruch und weltlichen Idealen herausgefordert. Martin Luther selbst war es, der seine Kirche heftig kritisiert hat, weil sie nach seiner Ansicht zu sehr in weltliche Machenschaften und Interessenkonflikte verstrickt war. Wo blieb die Orientierung an Christus?!?
Auch heute ist diese Frage aktuell. Sie bekommt sogar noch eine besondere Note durch den Umstand, dass nun auch viele streng religiös geprägte Menschen aus dem Mittelmeerraum zu uns kommen. Christen genauso wie Moslems. Und erneut wird die Frage heftig diskutiert: Welche Maßstäbe im Miteinander sollen für uns hier in Deutschland gelten?
Paulus weiß, aus eigenem Bestreben sind wir als Christen schnell überfordert. Und so ist sein Brief kein Appell sondern vielmehr eine Einladung. Eine Einladung, wie die Kinder des Lichts zu leben. Dies ist möglich, wenn unser Leben vom Vertrauen in Christus getragen wird. Das Vertrauen in Christus ist viel tiefer gegründet als irgendein Vertrauen in unsere eigene Kraft. Wir müssen das LICHT garnicht erfinden. Es ist schon in unserer Welt. Wir können einfach nachfolgen… also hinterher gehen.
Dann wird sich Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit entfalten.
Amen
“Augen auf und durch!” – Ökumenische Bibelwoche zum Prophetenbuch Sacharja
22.Februar – 26.Februar in Calbe, Stephani-Kirche (Patensaal) Beginn: 19.30 Uhr
Augen auf – und durch
Der Prophet Sacharja hat – wie viele seiner Berufskollegen – Visionen. Seine inneren Augen sind auf Empfang gestellt. Gott führt ihm die Konsequenzen menschlichen Handelns vor Augen und koppelt es mit dem Auftrag, dem Volk die Schritte zum Heil aufzuzeigen.
Sie sollen nicht die Augen verschließen und weitermachen wie bisher. „Augen auf und durch!“ heißt die Parole. Augen auf und durch – zu Gott, zu seinen guten Weisungen und hin zu den Menschen für ein gelingendes Zusammenleben im Volk und ein friedvolles Zusammenleben der Völker als Volk Gottes.
Spannende Texte erwarten uns. Sie führen uns in eindringlicher Weise das Ringen und Werben Gottes um sein Volk vor Augen und beschreiben zugleich die Herausforderung für alle, die zu Gott gehören (wollen), Augen und Ohren offenzuhalten, sie nicht zu verschließen – weder vor der Realität des Lebens noch vor der Gegenwart Gottes.
Predigt zum 21.Februar – j.kohtz
Vorbemerkung:
An diesem Sonntag wird in vielen evangelischen Gottesdiensten der bedrängten und verfolgten Christen gedacht. Diesmal am Länderbeispiel Eritrea. Die Flüchtlinge aus Eritrea sind die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe, die derzeit nach Deutschland kommen.
Hintergrundinformationen dazu HIER.
Liebe Gemeinde, liebe Leser
in unseren Kirchen hat jeder Sonntag ein bestimmtes Thema. Dieser Sonntag ist der 2. Sonntag der Passionszeit. Er lautet Reminiscere. Dieses Wort ist der Beginn von Psalm 25,Vers 6.: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“
Hier appelliert ein Mensch – ihm scheint es nicht so gut zu gehen – an Gott: Gedenke, Herr! Erinnere dich an uns! Erinnere dich an deine Barmherzigkeit und Güte! Offenbar scheint die Lage des Rufers genau das zu brauchen: Barmherzigkeit und Güte.
Aber vielleicht ist es ja nocht nicht einmal der Rufer selbst, dem es schlecht geht. Vorstellbar, dass die vielen schlechten Nachrichten über Kriege und Elend auf der Welt ihn erreichen. Vorstellbar, dass er nach Rat und Unterstützung fragt in unsicheren Zeiten. Was kann er tun, wie soll er sich angesichts dieser Lage verhalten?
Ich will in dieser Predigt auf drei Fragen eingehen:
Haben Christen eine besondere Beziehung zum Thema Leiden?
Wie gehen wir mit der Tatsache des Leides um?
Wie passen Leid und Hoffnung zueinander?
Zur ersten Frage: Haben Christen eine besondere Beziehung zum Thema Leiden.
Klare Antwort: Ja, die haben wir. Und das hat mit Jesus Christus zu tun. Er ist ja im Grunde der Religionsgründer für uns Christen. Sein Hinweis: Das Leid, das es in unserer Welt gibt, ist kein Schicksal sondern vielmehr Herausforderung. Jesus selber nahm sich der Menschen an, um deren Leid zu lindern oder gar ganz zu heilen. Und er wies darauf hin, dass viel Leid durch uns Menschen selber erzeugt wird, weil wir eben so sind wie wir sind. Gibt es da einen Ausweg?
Schauen wir auf die aktuelle Weltlage, liest sich die wie ein Kommentar zum Unvermögen von uns Menschen, in Frieden miteinander auszukommen. Nicht nur Kriege sind Zeiten des Unfriedens. Unfrieden kann es auch in Wohlstandsstaaten geben, zwischen Menschen, die eigentlich alles zum Leben haben. Wir alle wissen das.
Nochmal: Gibt es da einen Ausweg? Die Botschaft von Jesus lautet: Ja! – wenn ihr euch an mir orientiert. Und noch mehr! Jesus verkörpert geradezu den Frieden, den die Welt sich nicht selber geben kann. Wer dicht bei Jesus bleibt, wird den Frieden erleben.
Im Evangelium des Johannes, Kapitel 14 sagt Jesus:
“Seid nicht bestürzt, und habt keine Angst! Vertraut Gott, und vertraut mir!“
Und weiter unten im gleichen Kapitel: „Auch wenn ich nicht bei euch bleibe, sollt ihr doch Frieden haben. Meinen Frieden gebe ich euch; einen Frieden, den euch niemand auf der Welt geben kann. Seid deshalb ohne Sorge und Furcht!“
Wer also dicht bei Jesus bleibt, wird den Frieden erleben!
Das sage ich hier so. Und was sagen Sie. liebe Gemeinde? Ist das auch Ihre, ist das unsere Erfahrung?
Sicher scheint: Wer lebt, leidet auch. Früher oder später. Leben und Leid gehören zusammen. Es ist wie es ist, würden Stoiker sagen, akzepiere dein Los.
Macht diese Einsicht das Leid erträglicher? – Ich glaube das nicht. Aber vielleicht würde es manchen gelassener machen in der Bewährung?
Wenn es um unser eigenes Leid geht, wäre das möglich. Aber wie ist es mit dem Leid anderer Menschen? Wie gehen wir damit um?
Leid kann viele Gesichter und Ursachen haben: Natürlich denken viele zuerst an Leid, das durch Krankheiten verursacht wird. Aber Leid entsteht auch durch vielfältige Erfahrungen der Ungerechtigkeit, durch Diskriminierung, durch Rechtsunsicherheit, durch die Bedrohung von Leib und Leben, durch Hunger, Willkür und Unterdrückung. Wir hier in Deutschland leben in einer vergleichsweise gut geordneten Gesellschaft. Aber Ungerechtigkeiten und Diskriminierung und andere Leiderfahrungen kommen immer wieder vor. Derzeit flüchten viele Menschen aus ihrer Heimat, weil die Lebensbedingungen oft unerträglich geworden sind. Nach den Syrern sind es Menschen aus dem afrikanischen Land Eritrea, die als zweitgrößte Flüchtlingsgruppe derzeit nach Deutschland flüchten. Bleiben wir da gelassen? Sagen wir: Damit werden wir fertig?
Seit der Flüchtlingsdebatte hört man wieder Ansichten, die man fast schon vergessen glaubte. Die Abwehr von Fremden und die Abwehr von fremder Kultur findet wieder unterschiediche Ausdrucksweisen. Von „die wollen wir nicht“ bis zu Überlegungen, gegen Flüchtlinge Schusswaffen einsetzen zu müssen reichen die Meinungen.
Spannend finde ich, wie Christen sich zur Frage fremden Leids äußern und verhalten.
Berührt es uns? Muss es uns berühren? Oder sollen die selber sehen, wie sie damit zurecht kommen? Diese und andere Reflexe auf die Frage fremden Leids finden sich schon in der Bibel.
Aber viel freundlicher empfinde ich die Antworten, die man unter der Überschrift Nächstenliebe sammeln kann. So viel Hilfsbereitschaft – nicht nur von Einzelnen, von Kommunen, Netzwerken und Vereinen. Die vielen Menschen, die in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen mit unglaublichem Einsatz sich um die Kinder kümmern, Flüchtlinge bei den vielen Alltagsfragen begleiten, unterstützen, als Dolmetscher auftreten und vieles mehr. Kann ich nur sagen: Denen allen gebührt ein RIESENDANK! Und als Christ sag ich: GOTT SEI DANK!
Das war der Teil zur zweiten Frage:-)
Jetzt zur dritten? Wissen Sie noch, wie die lautete?
Genau! Wie passen Leid und Hoffnung zueinander?
Nun, auf jeden Fall gibt es eine relative Beziehung; je größer das Leid, desto geringer wird die Hoffnung. Und je größer die Hoffnung, umso leichter erträgt sich das Leid bzw. der leidvolle Zustand. Wenn wir Licht am Ende des Tunnels sehen….seufzen wir erleichtert auf und sagen: Bald haben wir es geschafft!
Wir empfinden also die Schwere des Leids abhängig davon, wieviel Hoffnung wir haben, Dann würde der Mangel an Hoffnung das Leid – viele reden gegenwärtig auch von STRESS – vergrößern.
Hoffnung ist ein also ein ganz wichtiges Element für unser Leben. Das spüren wir jeden Tag.
In der Bibel gibt es zahlreiche Beispiele wie Menschen, einfach weil sie Hoffnung haben, und diese Hofnung ganz stark auf Jesus richten, neu werden. Ich sage bewußt NEU, weil das Wort GESUND trifft es nicht immer. NEU kann auch GESUND bedeuten, ja; aber NEU kann auch bedeuten, MIT dem Leid, MIT dem Gebrechen, MIT der Last auf NEUE Weise zu leben. Warum? Weil HOFFNUNG da ist.
Doch ich gebe zu: Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das habe ich aus der Bibel. Und ich gestehe: Es ist eben diese Hoffnung, die sich auf Jesus Christus bezieht, die da Neues entstehen läßt.
So, und jetzt lese ich uns den Text aus der Bibel zu dieser Predigt: Es ist ein Briefabschnitt des Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom, Kap. 5,1-5:
„Nachdem wir durch den Glauben von unserer Schuld freigesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir können ihm vertrauen, er hat uns die Tür zu diesem neuen Leben geöffnet. Im Vertrauen haben wir dieses Geschenk angenommen. Und mehr noch: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben. Diese Hoffnung erfüllt uns mit Freude und Stolz.
Doch nicht nur dafür sind wir dankbar. Wir danken Gott auch für die Leiden, die wir wegen unseres Glaubens auf uns nehmen müssen. Denn Leid macht geduldig,
Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum gibt uns Hoffnung.
Und diese Hoffnung geht nicht ins Leere. Denn uns ist der Heilige Geist geschenkt, und durch ihn hat Gott unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.“
AMEN
Predigt zum Gemälde “Sixtinische Madonna” (j.kohtz)
Bilder sind Zeittore.
Wir schauen ein Bild an, ein Foto vielleicht von unserer Kindheit, und – hast du nicht gesehen – finden wir uns dort wieder, in unserer Kindheit. Und Erinnerungen kommen und die Zeit damals ist wieder lebendig.
Hier das Bild, die sogenannte Sixtinische Madonna. Auch dieses Bild versetzt uns in eine andere Zeit, eine andere Welt.
Vorhang auf! Tatsächlich: ein Vorhang aus schwerem grünen Stoff ist links und rechts zur Seite gezogen, hochgerafft und gibt uns den Blick frei auf vier Personen. Nein, es sind sechs ,. wenn wir die beiden Engel am unteren Rad mitzählen. Sind Engel auch Personen? Sie schauen jedenfalls sehr menschlich. Allerliebst. zum Knuddeln fast. Sie haben den Sprung aus dem Bild geschafft in eine eigene Welt der Postkarten. Aber vorerst sind sie hier und schauen. Wer kommt da von oben herab geschwebt? Es ist Maria. Die Gottesmutter. In einem Tuch in Blau, darunter ein rotes Kleid. Blau und Rot – damals die edelsten Farben, und die mit am teuersten. Das Blau wurde aus dem Edelstein Lapizlazuli hergestellt, zu finden im Norden Afghanistans.
Blau als Symbol für das Himmlische, auch für Treue und Beständigkeit, Rot eine Farbe und Zeichen für das Blut und die göttliche Liebe.
Auf ihrem Arm Jesus. In der Gestalt eines Kindes. Schaut man in seine Augen, sind es die Augen eines Erwachsenen. Man meint, in diesen Augen die ganze, auch leidvolle Erfahrung der Menschheitsgeschichte zu sehen.
Maria schaut gerade aus dem Bild heraus. Wohin sie wohl schaut? Was sie wohl sieht? Dorthin, wo die ausgestreckte Hand der linken männlichen Person zeigt? Es ist ein würdiger Herr, sein Blick erwartend auf die Gottesmutter Maria gerichtet. Unten linkst im Bild die Tiara, eine besondere Kopfbedeckung – die Papstkrone. Es ist Papst Sixtus II. Er war Bischof von Rom. Das war im Jahr 257/258. Sein Name bedeute im Lateinischen „der Sechste“… Cyprian, sein Kollege erinnert sich: „Wisset auch, dass Sixtus am 6.August auf einem Friedhof zusammen mit vier Diakonen hingerichtet worden ist.“ Warum? Der damalige römische Kaiser Valerian hatte beschlossen, die Christen zu verfolgen, weil sie nicht den heidnischen Göttern Opfer brachten. Er wollte die Organisation Kirche treffen, indem er den Klerus – also die Priester Diakone und Bischöfe – gefangen nehmen lies, und sie – wenn sie am heidnischen Marstempel nicht opferten, sofort enthaupten lies. So geschah es auch Bischof Sixtus II.
Einer der Diakone war der Hl Laurentius, nach dem unsere Laurentii-Kirche in Calbe benannt ist.
Neben ihm eine weitere Frauengestalt – die hl. Barbara.
Sie wurde – so erzählt die Geschichte – von ihrem Vater Dioscuros in einen Turm gesperrt, da sie sich für den christlichen Glauben entschieden hatte. Ihr Vater war dagegen. Sie ließ sich dennoch taufen. Und ihr Vater? – er enthauptete seine eigene Tochter!
Zwei Personen, die wegen ihres Glaubens gestorben sind.
Hier auf dem Bild sind sie in einer anderen Wirklichkeit.Der Blick der Hl.Barbara ist nach unten gerichtet, hin zu einem Punkt außerhalb des Gemäldes. Ihre Haltung anbetend und irgendwie ehrfürchtig, finde ich. Zu herrlich ist, was sie erlebt: Die Nähe des Schöpfers der Welt. Ein Kind, und doch nicht ein Kind. Auf dem Arm seiner Mutter. Diese scheint von oben herab zu schweben, von dorther, wo Zeit keine Rolle spielt. Wo das Leben herrscht. Wohin schreitet sie mit dem Kind? Wir sehen es nicht. Aber wir wissen, dass das Bild ursprünglich gegenüber von einem großen Kruzifix hing – Symbol des Leidensweges Christi, und auch Symbol des Leidensweges, den wir Menschen auf dieser Erde durchschreiten müssen. Nun aber durchschreiten wir ihn nicht allein, sondern Christus ist diesen Weg schon für uns gegangen. Nicht einfach vor uns sondern für uns!
Warum Sixtus und Barbara?
Beiden war die neu erbaute Klosterkirche San Sisto in Piacenza geweiht. Hier wurden auch ihre Reliquien verwahrt. Der damalige Papst Julius II beauftragte den 28 Jahre alten Raffael mit diesem Altarbild. Er malte es 1512/13.
Raffael, der junge Künstler, ist auf dem Bild nicht zu sehen. Aber dennoch ist auch er gegenwärtig. In jedem seiner Pinselstriche, in seiner gestalterischen Kraft eröffnet er uns eine Welt, die auch seine war. eine Welt, die sehr diesseitig lebte – eine Welt im Aufbruch zu neuen Ufern; eine Welt, in der Kolumbus Amerika entdeckte und viele andere Entdeckungen gemacht wurden. Eine Welt krasser Gegensätze. Und eine Welt voller Glauben.
Und er ermöglicht uns, viele Jahrhunderte später, einen Blick auf dieses Geschehen.
Es ist kein fernes Geschehen sondern ein ganz Gegenwärtiges.
Wenn wir genau hinschauen, merken wir, dass die Wolken hinter Maria nicht Wolken sondern Engel sind. Himmlische Sphäre und irdische Welt begegnen sich. diese Welt ist nicht mit sich allein. Wir sind im Gespräch – im Gespräch, in dem sich offenbar die drei Personen befinden. Hier weitet sich unser menschliche Blick und unser menschliches Urteil hin in göttlichen Horizont.
Wir dürfen unser Leben verstehen als unter dem Blick des Himmels erlebtes Geschehen. Wir sind – so sagt uns dieses Gemälde, hier nicht allein. Die Heiligen, ja Maria und Gott selbst wissen um uns.
Wer zu diesem Altarbild aufschaut, darf getröstet sein. Denn die göttliche Liebe, die Macht des Himmels bleibt nicht fern sondern ist uns nahe.
Amen.
Predigt zum 31.Januar
Predigt zum 31. Januar 2016 St.Laurentii, Calbe ) von Pfr.J.Kohtz
Liebe Gemeinde,
Welche Wirkung haben Worte!
Darüber gibt es bändeweise Abhandlungen.
Und wir selber arbeiten mit der Wirkung von Worten und wir selber können uns kaum der Wirkung von Worten entziehen.
Worte beschreiben
Worte erklären
Worte trösten
Worte kränken
Worte vertuschen
Worte umgarnen
Worte verletzen
Worte töten
Worte bestärken
Worte erinnern
Worte verraten
Worte bewegen
Worte erregen
Worte rühren
Worte verschweigen
Worte erschaffen
Worte verbinden
Worte spiegeln
Die meisten Religionen berufen sich auf Worte.
Unser christlicher Glaube begründet sich auf Worte – auf Gottes Wort, auf sein Wort. Sola verbum. Worte, in Schriften gegossen, in Briefe gefasst, in Geschichten erzählt. In Bekenntnisse gegossen.
Gottes Wort – in Stein gemeißelt – wie für die Ewigkeit gemacht. Die 10 Gebote – bis heute nicht vergessen und tief verwurzelt in der Geschichte der Menschheit, nicht nur der Juden oder der Christen.
Gottes Wort – was gilt es heute noch? Was kann es, was will es . wie wirkt es?
Es war das Wort Gottes, das Mose befahl, das Volk Israel nach hunderten Jahren Knechtschaft aus Ägypten heraus zu führen.
Mose versprach: Ihr werdet ins Gelobte Land kommen. dorthin, wo Milch und Honig fließen. Ein Land, wo Frieden herrscht, Wohlstand, Eintracht. Ein Land zum Träumen!
Doch die Geduld der Menschen wurde auf eine harte Probe gestellt. Statt Gelobtem Land – Wüste.. jahrzehntelang. Hunger, wenig Wasser, grad so zum Überleben das Nötigste. diesem Gott sollen wir vertrauen? — diesem Gott? Wer ist dieser Gott, der uns hier in er Wüste herum irren läßt? Gibt es ihn überhaupt? Ist er nicht nur eine Erfindung von Mose?
Gottes Wort – es scheint keine Kraft zu haben, und wenn Mose nicht ab und zu ein Wunder getan hätte, wäre die Leute wohl alle wieder zurück nach Ägypten gezogen. Zurück in die Gefangenschaft, aber auch zurück in die Sorglosigkeit. Liebe gefangen und satt als frei und hungrig!
Unser Briefeschreiber, wir wissen nicht, wie er hieß, hat diese alte Geschichte Gottes mit dem Volk , mit SEINEM Volk der Israeliten klar vor Augen. Das Werben Gottes um Vertrauen und der Wankelmut der Menschen. Vertrauen kann schwinden wie der Schnee in der Sonne, wenn die Erfahrungen fehlen. Wenn Erfahrungen gemacht werden, die scheinbar dem Wort, dem Versprechen widersprechen. Wächst unser Glaube mit dem Erfolg? Schrumpft er mit dem Mißerfolg?
Die Frage können wir auch gut stellen, wenn es um den Glauben an UNS geht. Wann wächst unser Glaube, und wann gerät er ins Wanken? Menschen, die viele negative Erfahrungen machen, denen schwindet ihr Selbstvertrauen, ihr Mut.
Unser Briefeschreibe hat die Geschichte des Volkes Israel klar vor Augen, weil sich die Geschichte offenbar zu widerholen scheint! Die ersten Christen Feuer und Flamme für die Sache Jesu. Wachsendes Vertrauen. Zuversicht. Kraft. Ist er nicht wunderbar, unser Gott!?! Muß man nicht von ihm begeistert sein?
Nö, muss man nicht. Gibt es nicht besseres zu tun? Was wollt ihr mit eurem Gott! Ablehnung. Feindschaft. Mißtrauen. die Christen geraten unter Druck. Sie werden müde. Glaubensmüde. Unser Briefeschreiber sagt: ihr scheint „schwerhörig „ zu werden, wenn es um Gottes Wort geht. Er befürchtet, sie könnten ihre Glaubenszuversicht „wegwerfen“. Er sieht es und er will heflen.
Er mahnt: Wenn ihr Gottes Wort wegwerft, wird es euch schlecht gehen. Die Leute aber sagen;: Weil wir auf Gottes Wort hören, darum geht es uns schlecht. Wir machen uns keine Freunde damit.
Und unser Schreiber antwortet: Ihr ahnt ja garnicht, welche Kraft Gottes Wort hat.
„Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes; dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein unbestechlicher Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens.13 Gottes Augen bleibt nichts verborgen; vor ihm ist alles sichtbar und offenkundig. Jeder Mensch muss Gott Rechenschaft geben.“
Gottes Wort – das ist etwas anderes als Menschenwort.
Menschen, die gesundheitliche Probelme haben und wo die Ärzte sich selber nicht sicher sind, was es denn ist, die dürfen in die Röhre! zur Computer-Tomographie. Ein ziemliches Wundergerät. Es macht sichtbar, was normalerweise für unsere Augen unsichtbar ist. Es deckt Schäden auf, Mängel, Fehler im System, im Körper, in uns.
Noch mehr: es gibt schon Apparate, Lügendedektoren, die finden heraus, ob wir lügen, ob das , was wir sagen, stimmt. Manchmal wissen die Maschinen mehr, als wir selber über uns!
Gottes Wort – es durchschaut uns. Schaut hinter die Fassade, hinter die Kulissen. —Angst?
Wovor? So viele Wortschlachten in dieser Welt – wer weiß denn noch, wo die Wahrheit liegt?
Woran soll ich denn noch glauben? Wem soll ich vertrauen?
Gottes Wort ist lebendig! Und kräftig! und durchschneidet alle Wortknäule… Lügengebäude, Krebsgeschwüre der Angst , des Mißtrauens, der Unsicherheit, der Verzagtheit, des Hasses, der Falschheit…
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht! AMEN
Neujahrsempfang
Zum neuen Jahr
MIt Religionen leben – Ausstellung der Stiftung Weltethos
Nicht zuletzt durch die zu uns kommenden Flüchtlinge und Migranten wird unsere Gesellschaft heraus gefordert, sich zu positionieren. Wie gehen wir mit Religionen um? Wie reagieren wir auf die Vielfalt unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse? Was wird aus unserer Kultur?Wir wehren uns gegen die religiöse Radikalisierung. Wie aber stehen wir zur Religionsfreiheit?