Predigt zum 21.Februar – j.kohtz
Vorbemerkung:
An diesem Sonntag wird in vielen evangelischen Gottesdiensten der bedrängten und verfolgten Christen gedacht. Diesmal am Länderbeispiel Eritrea. Die Flüchtlinge aus Eritrea sind die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe, die derzeit nach Deutschland kommen.
Hintergrundinformationen dazu HIER.
Liebe Gemeinde, liebe Leser
in unseren Kirchen hat jeder Sonntag ein bestimmtes Thema. Dieser Sonntag ist der 2. Sonntag der Passionszeit. Er lautet Reminiscere. Dieses Wort ist der Beginn von Psalm 25,Vers 6.: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“
Hier appelliert ein Mensch – ihm scheint es nicht so gut zu gehen – an Gott: Gedenke, Herr! Erinnere dich an uns! Erinnere dich an deine Barmherzigkeit und Güte! Offenbar scheint die Lage des Rufers genau das zu brauchen: Barmherzigkeit und Güte.
Aber vielleicht ist es ja nocht nicht einmal der Rufer selbst, dem es schlecht geht. Vorstellbar, dass die vielen schlechten Nachrichten über Kriege und Elend auf der Welt ihn erreichen. Vorstellbar, dass er nach Rat und Unterstützung fragt in unsicheren Zeiten. Was kann er tun, wie soll er sich angesichts dieser Lage verhalten?
Ich will in dieser Predigt auf drei Fragen eingehen:
Haben Christen eine besondere Beziehung zum Thema Leiden?
Wie gehen wir mit der Tatsache des Leides um?
Wie passen Leid und Hoffnung zueinander?
Zur ersten Frage: Haben Christen eine besondere Beziehung zum Thema Leiden.
Klare Antwort: Ja, die haben wir. Und das hat mit Jesus Christus zu tun. Er ist ja im Grunde der Religionsgründer für uns Christen. Sein Hinweis: Das Leid, das es in unserer Welt gibt, ist kein Schicksal sondern vielmehr Herausforderung. Jesus selber nahm sich der Menschen an, um deren Leid zu lindern oder gar ganz zu heilen. Und er wies darauf hin, dass viel Leid durch uns Menschen selber erzeugt wird, weil wir eben so sind wie wir sind. Gibt es da einen Ausweg?
Schauen wir auf die aktuelle Weltlage, liest sich die wie ein Kommentar zum Unvermögen von uns Menschen, in Frieden miteinander auszukommen. Nicht nur Kriege sind Zeiten des Unfriedens. Unfrieden kann es auch in Wohlstandsstaaten geben, zwischen Menschen, die eigentlich alles zum Leben haben. Wir alle wissen das.
Nochmal: Gibt es da einen Ausweg? Die Botschaft von Jesus lautet: Ja! – wenn ihr euch an mir orientiert. Und noch mehr! Jesus verkörpert geradezu den Frieden, den die Welt sich nicht selber geben kann. Wer dicht bei Jesus bleibt, wird den Frieden erleben.
Im Evangelium des Johannes, Kapitel 14 sagt Jesus:
“Seid nicht bestürzt, und habt keine Angst! Vertraut Gott, und vertraut mir!“
Und weiter unten im gleichen Kapitel: „Auch wenn ich nicht bei euch bleibe, sollt ihr doch Frieden haben. Meinen Frieden gebe ich euch; einen Frieden, den euch niemand auf der Welt geben kann. Seid deshalb ohne Sorge und Furcht!“
Wer also dicht bei Jesus bleibt, wird den Frieden erleben!
Das sage ich hier so. Und was sagen Sie. liebe Gemeinde? Ist das auch Ihre, ist das unsere Erfahrung?
Sicher scheint: Wer lebt, leidet auch. Früher oder später. Leben und Leid gehören zusammen. Es ist wie es ist, würden Stoiker sagen, akzepiere dein Los.
Macht diese Einsicht das Leid erträglicher? – Ich glaube das nicht. Aber vielleicht würde es manchen gelassener machen in der Bewährung?
Wenn es um unser eigenes Leid geht, wäre das möglich. Aber wie ist es mit dem Leid anderer Menschen? Wie gehen wir damit um?
Leid kann viele Gesichter und Ursachen haben: Natürlich denken viele zuerst an Leid, das durch Krankheiten verursacht wird. Aber Leid entsteht auch durch vielfältige Erfahrungen der Ungerechtigkeit, durch Diskriminierung, durch Rechtsunsicherheit, durch die Bedrohung von Leib und Leben, durch Hunger, Willkür und Unterdrückung. Wir hier in Deutschland leben in einer vergleichsweise gut geordneten Gesellschaft. Aber Ungerechtigkeiten und Diskriminierung und andere Leiderfahrungen kommen immer wieder vor. Derzeit flüchten viele Menschen aus ihrer Heimat, weil die Lebensbedingungen oft unerträglich geworden sind. Nach den Syrern sind es Menschen aus dem afrikanischen Land Eritrea, die als zweitgrößte Flüchtlingsgruppe derzeit nach Deutschland flüchten. Bleiben wir da gelassen? Sagen wir: Damit werden wir fertig?
Seit der Flüchtlingsdebatte hört man wieder Ansichten, die man fast schon vergessen glaubte. Die Abwehr von Fremden und die Abwehr von fremder Kultur findet wieder unterschiediche Ausdrucksweisen. Von „die wollen wir nicht“ bis zu Überlegungen, gegen Flüchtlinge Schusswaffen einsetzen zu müssen reichen die Meinungen.
Spannend finde ich, wie Christen sich zur Frage fremden Leids äußern und verhalten.
Berührt es uns? Muss es uns berühren? Oder sollen die selber sehen, wie sie damit zurecht kommen? Diese und andere Reflexe auf die Frage fremden Leids finden sich schon in der Bibel.
Aber viel freundlicher empfinde ich die Antworten, die man unter der Überschrift Nächstenliebe sammeln kann. So viel Hilfsbereitschaft – nicht nur von Einzelnen, von Kommunen, Netzwerken und Vereinen. Die vielen Menschen, die in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen mit unglaublichem Einsatz sich um die Kinder kümmern, Flüchtlinge bei den vielen Alltagsfragen begleiten, unterstützen, als Dolmetscher auftreten und vieles mehr. Kann ich nur sagen: Denen allen gebührt ein RIESENDANK! Und als Christ sag ich: GOTT SEI DANK!
Das war der Teil zur zweiten Frage:-)
Jetzt zur dritten? Wissen Sie noch, wie die lautete?
Genau! Wie passen Leid und Hoffnung zueinander?
Nun, auf jeden Fall gibt es eine relative Beziehung; je größer das Leid, desto geringer wird die Hoffnung. Und je größer die Hoffnung, umso leichter erträgt sich das Leid bzw. der leidvolle Zustand. Wenn wir Licht am Ende des Tunnels sehen….seufzen wir erleichtert auf und sagen: Bald haben wir es geschafft!
Wir empfinden also die Schwere des Leids abhängig davon, wieviel Hoffnung wir haben, Dann würde der Mangel an Hoffnung das Leid – viele reden gegenwärtig auch von STRESS – vergrößern.
Hoffnung ist ein also ein ganz wichtiges Element für unser Leben. Das spüren wir jeden Tag.
In der Bibel gibt es zahlreiche Beispiele wie Menschen, einfach weil sie Hoffnung haben, und diese Hofnung ganz stark auf Jesus richten, neu werden. Ich sage bewußt NEU, weil das Wort GESUND trifft es nicht immer. NEU kann auch GESUND bedeuten, ja; aber NEU kann auch bedeuten, MIT dem Leid, MIT dem Gebrechen, MIT der Last auf NEUE Weise zu leben. Warum? Weil HOFFNUNG da ist.
Doch ich gebe zu: Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das habe ich aus der Bibel. Und ich gestehe: Es ist eben diese Hoffnung, die sich auf Jesus Christus bezieht, die da Neues entstehen läßt.
So, und jetzt lese ich uns den Text aus der Bibel zu dieser Predigt: Es ist ein Briefabschnitt des Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom, Kap. 5,1-5:
„Nachdem wir durch den Glauben von unserer Schuld freigesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir können ihm vertrauen, er hat uns die Tür zu diesem neuen Leben geöffnet. Im Vertrauen haben wir dieses Geschenk angenommen. Und mehr noch: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben. Diese Hoffnung erfüllt uns mit Freude und Stolz.
Doch nicht nur dafür sind wir dankbar. Wir danken Gott auch für die Leiden, die wir wegen unseres Glaubens auf uns nehmen müssen. Denn Leid macht geduldig,
Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum gibt uns Hoffnung.
Und diese Hoffnung geht nicht ins Leere. Denn uns ist der Heilige Geist geschenkt, und durch ihn hat Gott unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.“
AMEN