Radeln am 1. Mai

Wie schon in den letzten Jahren fand sich eine radelfreudige Gruppe an der ST. Stephani Kirche zusammen, um gemeinsam nach Breitenhagen zu fahren.
Das Wetter meinte es gut. Der Weg führte uns durch frühlingsgrüne, frische Landschaften. In Breitenhagen picknickten wir an der „Marie Gerda“. Dort waren schon die eingetroffen, die ohne Rad aber mit uns diesen schönen Mittag genießen wollten.

Gemeinsam sangen wir das Lied „Pilger sind wir Menschen“. Schließlich ging es wieder bei Sonnenschein und blauem Himmel zurück – es war ein schöner Ausflug! Das sollte man sich viel öfter gönnen, raus in die weite Landschaft, die Eile des Alltags hinter sich lassen und sogar etwas für die Gesundheit tun.

Macht zusammen einfach Spaß!

Familiengottesdienst zum Osterfest

In unserem Familiengottesdienst, den wir am 28. April in der Winterkirche der Stephani Kirche feierten, ging es um das wunderbare Thema der Wiedergeburt. „Fühlen wir uns wie neu geboren?“ So hieß die Frage unseres Pfarrers zu Beginn des Gottesdienstes in der Begrüßung. Jeder Gottesdienstbesucher konnte in sich hineinhören. Wie fühlt man
sich wohl, wenn man neugeboren ist? Uns wurde am Beispiel einer grünen Weizenpflanze das Wunder einer Verwandlung deutlich gemacht.

Aus leblos erscheinenden harten kleinen grauen Weizenkörnern entstehen völlig anders aussehende Pflanzen, die hundertfach Frucht bringen. Wer wollte, durfte in einer kleinen Schale winzige Weizenkörner säen und hat nun daheim das Verwandlungswunder vor Augen. Für uns Christen bedeutet die Osterzeit DAS Fest des neuen Lebens, ein Leben mit Jesus Christus. Nach diesem schönen Gottesdienst kamen
Jung und Alt bei Kaffee, Kuchen, belegten Brötchen und guten Gesprächen im Patensaal zusammen.

Predigt vom 21.Oktober 2018

Jesaja 41,13 Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.  (Taufspruch)

der weitere Bibeltext:

 {10 Fürchte dich nicht, denn ich stehe dir bei; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, mit meiner siegreichen Hand2 beschütze ich dich! 11 Alle, die voller Wut gegen dich toben, werden am Ende in Schimpf und Schande dastehen. Die Männer, die dich bekämpfen, werden zugrunde gehen. Niemand redet dann mehr von ihnen. 12 Vergeblich wirst du dich umsehen nach denen, die Krieg mit dir führten – du wirst sie nicht mehr finden. Wo sind sie geblieben, deine Feinde? Sie sind verschwunden, als ob es sie nie gegeben hätte. 13 Denn ich bin der HERR, dein Gott. Ich nehme dich an deiner rechten Hand und sage: Hab keine Angst! Ich helfe dir. 

14 Israel, du kleines Volk, das von Jakob abstammt, hab keine Angst, auch wenn du schwach und hilflos bist. Ich helfe dir; ich, der HERR, der heilige Gott Israels, bin dein Erlöser. 15 Ich mache dich zu einem neuen Dreschschlitten mit scharfen Zähnen. Berge und Hügel wirst du dreschen und zu Staub zermalmen. 16 Du wirst sie mit einer Schaufel in die Luft werfen wie Getreide, damit der Wind sie wie Spreu fortträgt und in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Du aber wirst jubeln über mich, den HERRN; den heiligen Gott Israels wirst du rühmen.«Der Herr sagt: »Mein Volk steckt tief im Elend. Sie suchen Wasser, aber finden keins. Vor Durst klebt ihnen die Zunge am Gaumen. Doch ich, der HERR, antworte auf ihre Hilfeschreie. Ich bin der Gott Israels und lasse mein Volk nicht im Stich. 18 Auf den kahlen Hügeln lasse ich Bäche hervorbrechen, und in öden Tälern sollen Quellen entspringen. Ich verwandle die Wüste in fruchtbares Land mit Teichen und sprudelnden Quellen. 19 Viele Bäume pflanze ich dort an: Zedern, Akazien und Myrten, Ölbäume und Wacholder, Platanen und Zypressen. 20 Wer das sieht, wird erkennen, dass ich, der HERR, hier eingegriffen habe; jeder soll wissen: Der heilige Gott Israels hat dies alles gemacht.«}

Liebe Gemeinde, liebe Eltern von Johannes Paul.

wenn wir unser Leben mit einem Weg vergleichen – womit würden wir ihn vergleichen? und wie empfinden wir ihn, diesen Weg?

mit einer ebenen Straße oder einer Holperpiste

mit einer Kraxeltour durch unwegsames Gelände?

mit einem Lehrpfad

mit einem Waldweg

oder mit einem Schleichpfad ?

oder war bzw. ist es von allem etwas?

Haben wir das Schwierigste schon hinter uns… oder steht uns noch ein schwerer Weg bevor? sind wir gut gerüstet? Sind wir unsicher oder fürchten wir uns gar?

Oder nehmen wir es,wie es eben kommt?

Klar ist: Es ist gut, wenn wir unseren Weg nicht allein gehen müssen.

Es ist wichtig und gut, wenn es Menschen gibt, denen unser Weg am Herzen liegt. Die uns begleiten und helfen, wenn es mal holperig wird. 

Eigentlich sollten wir alle solche Erfahrungen gemacht haben. 

als kleine Kinder sind wir angewiesen auf unsere Eltern, die unsere ersten wackligen Erkundungsausflüge mit Argusaugen beobachten, damit uns nichts passiert. Und weil wir noch unsicher sind auf unseren Beinen, reichen sie uns ihre Hand…damit wir nicht ins Stolpern kommen. 

Später geht es schon leichter und selbstbewußter – aber — verlaufen z.B. können wir uns trotzdem. Und die helfende Hand der Eltern ist bei vielen Dingen wichtig. anziehen..zB, oder Schnürsenkel binden!…Wir können auch nicht sofort mit Messer und Gabel umgehen… Wer denkt nicht dankbar an diese Zeiten zurück…

Später emazipieren wir uns, werden erwachsen… gehen unsere eigenen Wege. Richtig. Und wichtig. Denn das ist das Leben. Es will entdeckt werden. 

WIE wir unseren Weg einschätzen oder emfinden… ob wir eher ängstlich sind oder mutig…hängt viel damit zusammen, was wir so an „Mitgift“ auf den Weg mit bekommen haben. Das sind eher unsichtbare Dinge – Vertrauen, ein gesundes Selbstbewußtsein.. Mut.. Neugier, Lachen  die Erfahrung von Liebe…

ISRAEL hat eine bedeutende Mitgift: eine, die bis heute das Selbstverständnis und die Identität bestimmen: Gottes Bund.

Diese Mitgift wurde aber nicht einfach nur als hilfreich empfunden. Manchmal eher als Last, Bürde,  derer man sich gern entledigt hätte. Denn das Bündnis war mit einer Verpflichtung verbunden: Haltet mir die Treue! 

Aber: Lebt es sich nicht ohne Verpflichtungen leichter?

Wie ist es mit uns? 

Wir hätten ja auch gern einen Gott, der uns hilft und begleitet auf unserem Weg, aber ansonsten möchten wir schon entscheiden, wie unser Weg sein soll.
Und tatsächlich! Gott schreibt uns nicht unseren Weg vor. 

Allerdings läßt er uns nicht auf unserem Weg allein! Wir haben sein Wort.
Und mit diesem Wort ist Gott auch bei seinem Volk Israel. Und das hat es, wie wir lesen, nötig!  ::

“14 Israel, du kleines Volk, das von Jakob abstammt, hab keine Angst, auch wenn du schwach und hilflos bist. Ich helfe dir; ich, der HERR, der heilige Gott Israels, bin dein Erlöser.“

Wichtig! Nur weil jemand schwach und hilflos ist oder sich so fühlt, heißt das nicht, dass Gott nicht da ist: Im Gegenteil: 

Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.  

Wir alle kennen die dramatische Szene, wo Jesus kurz vor seinem Tod am Kreutz laut ruft: mein Gott. mein Gott.warum hast du mich verlassen!

Jesus fühlte sich gottverlassen! Aber an wen wendet er sich? An GOTT! Das mag wie ein Widerspruch aussehen, aber genau darin liegt das Geheimnis des Glaubens. 

Doch vergessen wir nicht: Gottes Wort ist nicht nur Zuspruch, es ist auch Anspruch an uns! Zuruf!   Manche bekommen sehr direkt diesen Zuruf zu hören. Denken wir an Petrus, den Fischer… zu ihm sagt Jesus. Komm mit! Und Petrus geht ab jetzt und gleich mit. Oder auch Paulus: der machtvolle Zuruf Gottes wendet sein Leben! 

Und schließlich versorgt uns Gott auch mit einer klaren, inspirierenden Vorschau auf den NEUEN Menschen und die neue Welt: vgl. oben 18ff – Siehe auch Bergpredigt. Wir haben die Worte aus Mt.5 gemeinsam gesprochen am Beginn unseres Gottesdienstes. 

Diese Worte sind ja weniger eine Handlungsanleitung, sondern viel mehr eine Vision vom neuen Menschen!

Und ja: dieser neue Mensch können wir schon jetzt sein.Diese Vision dürfen wir gern verinnerlichen, uns zueigen machen.
Wenn noch jemand meint, das Leben sei langweilig oder habe nichts mehr zu bieten! Hier gibt es Stoff, der ein ganzes Leben füllen kann. 

Wir sind auf dem Weg. Unser Baby Johannes Paul genauso wie auch wir. 

Gott schreibt uns nicht den Weg vor, aber er läßt uns auch nicht allein! Er hält uns an unserer Hand.

Er macht uns Mut: Fürchte dich nicht!

Er ruft uns. Manchmal sehr direkt! Dann nicht erschrecken. Vertrauen!

Er schenkt uns immer wieder eine Vision vom neuen Menschen. Die dürfen wir gern verinnerlichen. Dann werden wir sehen, dass er mitten unter uns ist! Unser Gott. AMEN

Vom Erntedankfest Gottesdienst

Am 2.Oktober feierte unsere Evangelische Gemeinde wie viele Christen das diesjährige Erntedankfest. In einem bunten Familiengottesdienst ging es um das Thema „ Vielfalt“. Erntedanklieder wurden gesungen und die Kinder zogen einen vollgefüllten und reichgeschmückten Erntewagen in die herbstlich dekorierte Stephanie – Kirche. Unser Pfarrer zeigte gemeinsam mit den Gottesdienstbesuchern die Vielzahl der Obst – und Gemüsesorten auf. Dazu holten die Kinder viele verschiedene Früchte aus ihrem Handwagen. Es war nicht immer leicht vor allem exotische Früchte mit Namen, Anbaugebieten und Verwendungszweck zu benennen. Auch zu jedem Buchstaben des Alphabetes eine Frucht bzw. ein Gemüse zu finden, bereitete viel Freude. Über den Artenreichtum konnten wir eine Verbindung zur Verschiedenartigkeit von Menschen, Charaktere und Konfessionen knüpfen. Wir erkannten, dass erst die bunte Vielfalt die Welt vollkommen macht und dafür galt es zu danken. Im Anschluss des Gottesdienstes konnten wir uns an einem reich gedeckten Tisch stärken, Auch dabei bemerkten wir die Vielfalt und den Reichtum.

Ordnung ist das halbe Leben – Gottes Ordnung ist das ganze Leben (Predigt am 9.10.2016 jkohtz)

Epistel zugleich Predigttext: 1 Thessalonicher 4,1-8
1 Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht 4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, 5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. 6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. 8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.

Ordnung ist das halbe Leben, – aber welche Ordnung ist gemeint?
(Gottes Ordnung ist das GANZE LEBEN)

Liebe Gemeinde,
Ordnung kann schön sein! Gerne sagen wir, wenn wir nach unserem Befinden gefragt werden: Alles in Ordnung! Und wir meinen dann, dass im Moment nichts stört oder unser Leben durcheinander bringt.
Alles in Ordnung. Wir sind gesund. Wir fühlen uns gut. Die Familie intakt. Das Essen schmeckt.
Ordnung kann aber auch in anderer Hinsicht schön sein. Unsere Welt – wie sie Gott geschaffen hat – ist ein Wunderwerk der Ordnung. Oft verbirgt sich diese wunderbare Ordnung, obwohl sie vor unseren Augen liegt.
Haben Sie schon mal ein Gänseblümchen betrachtet? Ist ja eine eigentlich schlichte Blume – aber in ihr, genauer in ihrem Blütenkopf, versteckt sich ein besonderes Ordnungsprinzip. Das der Fibonacci-Zahlen. Kurz gesagt: Die Zahl der Blütenblätter aber auch die Muster einer Schnecke oder die Struktur einer Sonnenblume – sie alle halten sich streng an diese eigentlich mathematische Regel. Ordnung kann schön sein.
Oder betrachten wir die Strukturen von Schneekristallen – einfach schön – aber auch sie halten sich an – soll ich sagen uns oft nicht sichtbare Ordnungsprinzipien.
Und: wenn wir den Kosmos anschauen, entdecken die Forscher immer neue Strukturen, nach denen unser Weltall aufgebaut ist – und komme aus dem Staunen nicht heraus.
Hier ahnen wir schon: zumindest in der Natur hat Ordnung ihren tiefen Sinn. Und den haben schon lange vor uns Menschen erahnt oder erkannt: schon in den ersten Kapiteln der Bibel lesen wir von dieser Ordnung, die auch uns das Leben auf diesem Planeten erst ermöglicht: Der Wechsel von Tag und Nacht, Sommer und Winter, Regen und Sonne…Licht und Schatten…
einfach toll!
Der Mensch – das Spitzenprodukt göttlicher Schöpfung – hat von Gott etwas mit bekommen, dass ihn von den anderen Geschöpfen der Erde abhebt: Er kann Fragen stellen. Und eine der ersten Fragen war: WARUM. Warum soll man nicht dies und jenes tun?… Warum ist das so? Dieses Warum macht uns Menschen zu dem was wir bis heute sind: zu Forschern. Wir nehmen die Dinge nicht einfach hin, sondern wir suchen nach Gründen, nach Ursachen, nach Erklärungen. Dabei ist zB die Frage, warum die Sonne auf und unter geht, noch harmlos, wenngleich es Jahrtausende dauerte, bevor wir die Antwort heraus gefunden haben. Und so ganz genau können wir es immer noch nicht erklären – auch wenn Einsteins Relativitätstheorie uns der Antwort ein gutes Stück näher gebracht hat.
Aber es gibt verzwickte Fragen, wie zB. warum müssen Menschen leiden? Oder warum läßt Gott sowas zu?
Bei den Antworten geraten wir schnell in einen Strudel von Ansichten, Meinungen, Überzeugungen – und auch unsere An-bzw.Einsichten können sich ändern – ganz anhängig davon, welche eigenen Erfahrungen wir machen oder in welchem Kulturraum wir groß geworden sind.
Und so darf es uns nicht wundern, wenn nicht nur im Laufe der Geschichte eine Fülle von verschiedenen Ornungen und Ordnungsvorstellungen produziert wurden – nein, auch in der Gegenwart sind wir mit einer Vielzahl verschiedener Vorstellungen von Ordnung konfrontiert.
Wenn also ein deutsches Sprichtwort sagt „Ordnung ist das halbe Leben“ – dann deutet sich darin vielleicht die Erfahrung an, dass Chaos bzw Unordnung nur Leid und Elend erzeugen. Gibt es Ordnung, ist das schon das halbe Leben! Vielleicht ist das Sprichwort im 30ig jährigen Krieg oder danach entstanden… Keine Ahnung. Jedenfalls war die Sehnsucht der Menschen damals nach Ordnung – gegen Willkür und Chaos riesengroß.

Aber das Wissen, dass nur in geordneten Verhältnissen Leben wachsen und sich erhalten kann, ist viel älter. Es spiegelt sich markant in den 10 Geboten des Alten Testamentes. Bis heute sind sie als Orientierungspunkte für zwischenmenschliches Verhalten anerkannt.

Und gleichzeitig wird immer wieder ignoriert, was sie einfordern. Die Beobachtungen des Apostel Paulus an die Thessalonicher Gemeinde sind ein Beispiel dafür.

Nun wäre es wohl viel zu einfach, diese Unfähigkeit, diese 10 Regeln einzuhalten, auf Leichtsinn und Übermut der Menschen zurück zu führen. Im Gegenteil sehen wir in der Geschichte immer wieder eine große Sehnsucht nach Ordnung, Frieden, Sicherheit etc. Bis heute ist das so. Und auch im schrecklichen Krieg in Syrien wollen wohl alle Frieden – aber eben nur IHRE Vorstellung davon. Einfach gesagt: Hier kämpfen Menschen um die Durchsetzung ganz unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Ordnungsvorstellungen – und eben das müssen wir hier Krieg nennen.

Und bei uns in Deutschland? Da sind wir gerade in Aufregung um die Bewahrung unserer gewohnten Ordnung. Und das geht bin hin zur Kleiderordnung! Darf eine Frau in einer Burka umherlaufen? Bei uns? Ist das denn erlaubt? Und wenn, wer darf es denn erlauben? Ich setze das mal fort:
Darf ein Mann bei uns Zöpfe tragen? bzw lange Haare? Darf eine Frau Hosen tragen? (ist noch nicht so lange her, da durfte sie nicht). Darf ein Mann ein Kleid tragen? dürfen Männer heiraten? und und und… Wir sehen schon, aus einer Frage werden ganz schnell viele…
Wer gibt aber nun vor, was sein darf und was nicht?

Ganz aktuell wird die Frage selbstständig fahrender Automobile debattiert. Wenn der Mensch nicht mehr steuert, wer ist dann bei einem Unfall haftbar zu machen? Dobrinth hat schon erste Grundprinzipien umrissen: Das eine: Menschenleben geht vor Blechschaden. Also: das Leben von Menschen ist in jedem Fall wichtiger als der Blechschaden am Fahrzeug. Ein löbliches Prinzip! Sehe ich mich um, hab ich den Eindruck, dass gegenwärtig der Erhalt von Menschenleben nicht mehr höchste Priorität hat.
Wieso ist das so? Offenbar gibt es andere Werte, die es ermöglichen, Menschen diesen Werten zu opfern.
Was sagt mir das? Ordnungen, die wir als Menschen machen, haben ihre Vor- und Nachteile (und das ist sehr verharmlosend gesagt!). Wir müssen eigentlich sagen: Gegenwärtig werden Ordnungen über den Respekt des Menschenlebens gestellt.

Ich komme zum Schluss und fasse mich kurz: Paulus hat, zwar etwas verklausuliert in unserem Text, ein Ordnungsprinzip entdeckt, dass ihm geeignet scheint, dieser Welt die von Gott erdachte Gestalt wieder zu geben: die LIEBE.
Ich will nicht mit den Worten Paulus aus dem 1.Korintherbrief 13 ins Schwärmen kommen! Aber Recht hat er! Die Liebe ist eine Kraft, eine Energie, ein Ordnungsmacht, die wirklich Dinge in Ordnung bringen kann. Beziehungsweise Ordnungen, die den Tod atmen, zerbrechen kann.

Wilhelm Wilms sagt das so: (Ein Hoheslied der Liebe
in: roter faden glück, Kevelaer 31979, 12.11)

“die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
wo zwei verliebte sind
entsteht ein wirbelwind
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
sie geht durch wände
und entfacht brände
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
sie baut brücken
versetzt in entzücken
kennt kein prahlen
zerfällt in strahlen

sie durchbricht den teufelskreis
schmelzt berge aus eis
lässt die erde erbeben
gibt toten das leben
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe”

Die Liebe ist – um es einmal philosophisch zu sagen – das tiefste Erkenntnisprinzip der Welt. Es ist die Weltformel, nach der die Wissenschaft auf mathematischen Wegen sucht. Die Wissenschaft ist dabei schon ganz gut voran gekommen – wir, die Praktiker, dürfen aber selber immer wieder üben. Und uns dabei von Jesus, unserem Herrn, inspirieren lassen. Amen.

Predigt am 10.Juli in Calbe – j.kohtz

Gnade und Friede von dem, der wa war und der da ist und der da kommt. Amen.
Liebe Gemeinde,
schon in der Brieflesung des heutigen Sonntags haben wir diese Worte aus der Apostelgeschichte im 2.Kapitel gehört. Ich lese sie in der Formulierung der „Gute-Nachricht- Bibel“:

„Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war: Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Mahl des Herrn, und sie beteten gemeinsam. Alle Menschen in Jerusalem wurden von ehrfürchtiger Scheu ergriffen; denn Gott ließ durch die Apostel viele Staunen erregende Wunder geschehen.
Alle, die zum Glauben gekommen waren, bildeten eine enge Gemeinschaft und taten ihren ganzen Besitz zusammen. Von Fall zu Fall verkauften sie Grundstücke und Wertgegenstände und verteilten den Erlös unter die Bedürftigen in der Gemeinde.
Tag für Tag versammelten sie sich einmütig im Tempel, und in ihren Häusern hielten sie das Mahl des Herrn und aßen gemeinsam, mit jubelnder Freude und reinem Herzen. Sie priesen Gott und wurden vom ganzen Volk geachtet. Der Herr aber führte ihnen jeden Tag weitere Menschen zu, die gerettet werden sollten.“

Als ich den Text las, habe ich mich gefragt: Was hat zu dieser Art des Zusammenlebens und Verhaltens der ersten Christengemeinden geführt. Und ich will in meiner Predigt auf drei Motive eingehen, die ich gefunden habe:
das Motiv der Vorfreude
das Motiv der Wichtigkeit (Relevanz)
die motivierende Kraft des Wortes Jesu

Liebe Gemeinde,
ich erinnere mich noch ganz gut an ein großes Fest in unserer Familie. Es war die Silberhochzeit meiner Eltern. Das schöne Ereignis warf schon längere Zeit seine Schatten voraus. Es musste ja einiges geplant und organisiert werden. Zum Beispiel die Gästeliste. Für die vielen Gäste musste Raum geschaffen werden. So wurden auch die Zimmer etwas umgeräumt, damit Platz war für die Festtafel. Es musste noch Stühle besorgt werden. Tischtücher wurden gemangelt und ausgeborgt, und Fauen aus dem Dorf kümmerten sich in der Küche um das leibliche Wohl. Hühner wurden gerupft, Gemüse geputzt und die Zutaten für das Dessert organisiert. Haben wir genug Geschirr? Gläser? Wer hilft beim Abräumen. Wer schenkt Getränke ein? Wie gestalten wir das Progamm des Tages? Wo übernachten unsere Gäste?
Viele Fragen und Aufgaben. Aber ich erinnere mich noch, dass Dank der Hilfe und dem Mittun vieler Leute aus dem Dorf aus diesem Tag ein schönes Fest wurde.
Ein besonderer Anlass bewegte viele Menschen, führte sie zusammen, schuf für Stunden eine neue Welt, die sich deutlich vom sonstigen Alltag unterschied.
So etwa lese ich den Text aus der Apostelgeschichte, in dem vom Zusammenwirken der ersten Gemeinde erzählt wird.
Was hat diese Menschen damals motiviert?
Ich sehe zunächst das Motiv der Vorfreude. Die Freude auf ein großes Fest, das Jesus ja selber noch angekündigt hatte. Gott wird mit uns ein Fest feiern! Ihr seid alle eingeladen. Dieses Fest ist wie eine große Hochzeit. – Und die Zuhörer damals erinnerten sich sicher an so manches Gleichnis Jesu. Von den klugen und törichten Jungfrauen (Mt 25), oder von den Ehrenplätzen bei der Hochzeit (Lk.14), oder vom großen Abendmahl (Mt.22).

Jesus hatte große Hoffnungen bei seinen Zuhörern geweckt. Hoffnung auf Heilung, auf das Reich Gottes, auf Erlösung. Die Vorstellungen davon, dass diese Welt einmal durch das Kommen des Messias völlig verändert und erneuert weren würde, hatten die meisten Zeitgenossen Jesu schon seit Generationen. Aber mit dem Auftreten Jesu, mit seinen Predigten und seinem heilenden Wirken bekamen diese Hoffnungen neue Nahrung. Wichtig: Die Botschaft Jesu war eine Hoffnungsbotschaft. Die Vorfreude hat damals die Menschen motiviert, nicht irgend eine Angst. Ich betone das, weil das nicht selbstverständlich ist. Die Triebkräfte der Veränderung – heute sehe ich da viele negative Kräfte am Werk. Verlustängste, Kriegsängste, Wohlstandsängste…Viele dieser Ängste treiben heute die Menschen um. Grenzen werden dicht gemacht, Fremde mit Mißtrauen betrachtet, sogar das Geld ist nicht mehr sicher – die Banken zahlen kaum noch Zinsen… Und die letzte schöne Gelegenheit zum Feiern – die EM – hat letzte Woche auch einen Dämpfer erhalten, jedenfalls für uns Deutsche. Nun, ich hoffe, wir haben gleichwohl auch noch genug Gründe, uns freuen zu können!
Dennoch: Auch wir Christen können uns nicht der Sogwirkung von Ängsten entziehen.
Auch uns Christen treiben Ängste um. So dass ich mich frage, ob denn die FREUDE noch den ihr gebührenden Platz als Motivator unseres Handelns einnimmt. Die Freude, am Reich Gottes mit bauen zu dürfen! – ein schöner Gedanke! Aber eben nicht nur ein Gedanke!
Die ersten Christen fielen ihren Mitmenschen auf – was war es wohl, was die so glücklich ausschauen lies? Einige fragten nach und – so kann man es sagen – wurden angesteckt von der freudigen Erwartung der Christen. Bald merkte man: Diese Freude war kein Strohfeuer, es gab gute Gründe dafür.
Und hier nenne ich ein weiteres wichtiges Motiv der zusammenwachsenden Christengemeinde: Im neuen Glauben klärten sich mit einem Mal viele Dinge und Ansichten, die bisher für Verwirrung sorgten. Der neu gewonnene Glaube erlaubte es den Christen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ein unglaublich wirksames Werkzeug war das – nicht nur für Unentschlossene, nicht nur für Orientierungslose, sondern auch für Nachdenkende, für Sinn-Suchende, für viele mit den Weltzuständen Unzufriedene. Hier verbindet sich das damalige starke Motiv auch mit Bewegungen unserer Zeit. Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden – das ist von zentraler Bedeutung in der Politik, in der sozialen Gestaltung unserer Gesellschaft, aber zuallererst für unser persönliches Leben. Angesichts der Botschaft vom kommenden Reich Gottes verblaßte alles egoistische Denken – Menschen begannen bereitwillig zu teilen; was ja auch heißt, dass sie die Bedürfnisse von anderen Menschen wahrnahmen – nicht als Konkurrenz oder Gefahr sondern als Aufgabe für sich selbst. Die Menschen damals waren fasziniert von der neuen Art zu leben, wie es diese seltsamen Christengemeinden probierten. Heute würden wir sagen: Der Lebensstil der ersten Christengemeinden entsprach überhaupt nicht dem mainstream, dem, was man zu Hause gelernt hatte. Was wichtig erschien, war es mit einem mal nicht mehr, was man bislang übersehen hatte, bekam neue Bedeutung.
Ich glaube, auch heute hat die Botschaft Jesu diese verändernde Kraft. Wer sich Zeit nimmt für sie, wird Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden lernen.

Ich will hier ein paar Zitate einfügen von einem Mann, der sich der Liebe Gottes ganz verschrieben hatte: dem großen Papst Johannes XXIII.
Er hatte eine Vielzahl von Briefen geschrieben. Aus ihnen stammen diese Zitate:
„Wenn ein gutes Beispiel gegenseitige Bruderliebe Im Dorf erhalten bliebe, wie der eine nicht auf mehr oder weniger schaut und sich bewusst ist, dass dort, wo strenger Gerechtigkeit aufhört, die Liebe beginnt, die Hochherzigkeit, die sich nicht bei Kleinigkeiten aufhält, wäre es eine große Erbauung und ein Segen..“
„Die Welt ist groß: Es gibt unzählige Wege, dem Herren zu dienen. Es gibt auch einen für Dich.“
„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen, Das ist die beste Philosophie.“

Und damit bin ich bei einem weiteren Motiv – eigentlich dem Ursprungsmotiv, das die Christen damals angetrieben hat: Das Wort unseres Herrn. In unserem Bibeltext wird diese Rückbesinnung deutlich darin, dass es heißt: Sie beteten gemeinsam. Gemeinsam beten, sich unter das Wort Gottes stellen, sich hineingeben in dieses Wort – eine Erfahrung, die Welten verändert. Unsere eigene Welt, aber auch die Welt um uns herum. Beten – das führt uns dazu, andere und uns selbst mit den Augen Jesu zu sehen.
Wenn d a s passiert, ändert sich schlechthin alles! Nun – diese Formulierung (wenn – dann) deutet schon auf ein gewisses Kräftemessen hin, dem wir ausgesetzt sind. Denn der Weg hin zu dieser Lebensweise (Ausrichten am Wort Gottes- Gebetsgemeinschaft – tätige Nächstenliebe) ist so einfach in dem Wegewirrwarr damaliger und auch unserer Zeit nicht zu finden. Obwohl gerade in unserem Land Kirchtürme in jedem Ort wie Zeigefinger in den Himmel ragen, verbinden die meisten Menschen damit nicht mehr die Einladung, sich am Wort Gottes, an seiner Hoffnungsbotschaft zu orientieren.
Ich sage das ohne Vorwurf und schon garnicht mit erhobenem Zeigefinger. Die Welt ist wahrlich voll von Ablenkung – und man kann ja fast schon von Glück sagen, wenn es einem gelingt, in den Jahren seines eigenen Lebens hinter den Sinn gekommen zu sein. Sind Sie es?
Die Erinnerung an das Wirken der ersten Christengemeinden jedenfalls macht mir Mut, nicht zu schnell zufrieden zu sein mit den Gegebenheiten. Macht mir Hoffnung auf die Veränderungsfähigkeit von uns Menschen zum Guten. Stärkt meinen Glauben auf das Reich Gottes, das schon mitten unter uns ist! AMEN.

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