Vom Erntedankfest Gottesdienst

Am 2.Oktober feierte unsere Evangelische Gemeinde wie viele Christen das diesjährige Erntedankfest. In einem bunten Familiengottesdienst ging es um das Thema „ Vielfalt“. Erntedanklieder wurden gesungen und die Kinder zogen einen vollgefüllten und reichgeschmückten Erntewagen in die herbstlich dekorierte Stephanie – Kirche. Unser Pfarrer zeigte gemeinsam mit den Gottesdienstbesuchern die Vielzahl der Obst – und Gemüsesorten auf. Dazu holten die Kinder viele verschiedene Früchte aus ihrem Handwagen. Es war nicht immer leicht vor allem exotische Früchte mit Namen, Anbaugebieten und Verwendungszweck zu benennen. Auch zu jedem Buchstaben des Alphabetes eine Frucht bzw. ein Gemüse zu finden, bereitete viel Freude. Über den Artenreichtum konnten wir eine Verbindung zur Verschiedenartigkeit von Menschen, Charaktere und Konfessionen knüpfen. Wir erkannten, dass erst die bunte Vielfalt die Welt vollkommen macht und dafür galt es zu danken. Im Anschluss des Gottesdienstes konnten wir uns an einem reich gedeckten Tisch stärken, Auch dabei bemerkten wir die Vielfalt und den Reichtum.

Ordnung ist das halbe Leben – Gottes Ordnung ist das ganze Leben (Predigt am 9.10.2016 jkohtz)

Epistel zugleich Predigttext: 1 Thessalonicher 4,1-8
1 Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht 4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, 5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. 6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. 8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.

Ordnung ist das halbe Leben, – aber welche Ordnung ist gemeint?
(Gottes Ordnung ist das GANZE LEBEN)

Liebe Gemeinde,
Ordnung kann schön sein! Gerne sagen wir, wenn wir nach unserem Befinden gefragt werden: Alles in Ordnung! Und wir meinen dann, dass im Moment nichts stört oder unser Leben durcheinander bringt.
Alles in Ordnung. Wir sind gesund. Wir fühlen uns gut. Die Familie intakt. Das Essen schmeckt.
Ordnung kann aber auch in anderer Hinsicht schön sein. Unsere Welt – wie sie Gott geschaffen hat – ist ein Wunderwerk der Ordnung. Oft verbirgt sich diese wunderbare Ordnung, obwohl sie vor unseren Augen liegt.
Haben Sie schon mal ein Gänseblümchen betrachtet? Ist ja eine eigentlich schlichte Blume – aber in ihr, genauer in ihrem Blütenkopf, versteckt sich ein besonderes Ordnungsprinzip. Das der Fibonacci-Zahlen. Kurz gesagt: Die Zahl der Blütenblätter aber auch die Muster einer Schnecke oder die Struktur einer Sonnenblume – sie alle halten sich streng an diese eigentlich mathematische Regel. Ordnung kann schön sein.
Oder betrachten wir die Strukturen von Schneekristallen – einfach schön – aber auch sie halten sich an – soll ich sagen uns oft nicht sichtbare Ordnungsprinzipien.
Und: wenn wir den Kosmos anschauen, entdecken die Forscher immer neue Strukturen, nach denen unser Weltall aufgebaut ist – und komme aus dem Staunen nicht heraus.
Hier ahnen wir schon: zumindest in der Natur hat Ordnung ihren tiefen Sinn. Und den haben schon lange vor uns Menschen erahnt oder erkannt: schon in den ersten Kapiteln der Bibel lesen wir von dieser Ordnung, die auch uns das Leben auf diesem Planeten erst ermöglicht: Der Wechsel von Tag und Nacht, Sommer und Winter, Regen und Sonne…Licht und Schatten…
einfach toll!
Der Mensch – das Spitzenprodukt göttlicher Schöpfung – hat von Gott etwas mit bekommen, dass ihn von den anderen Geschöpfen der Erde abhebt: Er kann Fragen stellen. Und eine der ersten Fragen war: WARUM. Warum soll man nicht dies und jenes tun?… Warum ist das so? Dieses Warum macht uns Menschen zu dem was wir bis heute sind: zu Forschern. Wir nehmen die Dinge nicht einfach hin, sondern wir suchen nach Gründen, nach Ursachen, nach Erklärungen. Dabei ist zB die Frage, warum die Sonne auf und unter geht, noch harmlos, wenngleich es Jahrtausende dauerte, bevor wir die Antwort heraus gefunden haben. Und so ganz genau können wir es immer noch nicht erklären – auch wenn Einsteins Relativitätstheorie uns der Antwort ein gutes Stück näher gebracht hat.
Aber es gibt verzwickte Fragen, wie zB. warum müssen Menschen leiden? Oder warum läßt Gott sowas zu?
Bei den Antworten geraten wir schnell in einen Strudel von Ansichten, Meinungen, Überzeugungen – und auch unsere An-bzw.Einsichten können sich ändern – ganz anhängig davon, welche eigenen Erfahrungen wir machen oder in welchem Kulturraum wir groß geworden sind.
Und so darf es uns nicht wundern, wenn nicht nur im Laufe der Geschichte eine Fülle von verschiedenen Ornungen und Ordnungsvorstellungen produziert wurden – nein, auch in der Gegenwart sind wir mit einer Vielzahl verschiedener Vorstellungen von Ordnung konfrontiert.
Wenn also ein deutsches Sprichtwort sagt „Ordnung ist das halbe Leben“ – dann deutet sich darin vielleicht die Erfahrung an, dass Chaos bzw Unordnung nur Leid und Elend erzeugen. Gibt es Ordnung, ist das schon das halbe Leben! Vielleicht ist das Sprichwort im 30ig jährigen Krieg oder danach entstanden… Keine Ahnung. Jedenfalls war die Sehnsucht der Menschen damals nach Ordnung – gegen Willkür und Chaos riesengroß.

Aber das Wissen, dass nur in geordneten Verhältnissen Leben wachsen und sich erhalten kann, ist viel älter. Es spiegelt sich markant in den 10 Geboten des Alten Testamentes. Bis heute sind sie als Orientierungspunkte für zwischenmenschliches Verhalten anerkannt.

Und gleichzeitig wird immer wieder ignoriert, was sie einfordern. Die Beobachtungen des Apostel Paulus an die Thessalonicher Gemeinde sind ein Beispiel dafür.

Nun wäre es wohl viel zu einfach, diese Unfähigkeit, diese 10 Regeln einzuhalten, auf Leichtsinn und Übermut der Menschen zurück zu führen. Im Gegenteil sehen wir in der Geschichte immer wieder eine große Sehnsucht nach Ordnung, Frieden, Sicherheit etc. Bis heute ist das so. Und auch im schrecklichen Krieg in Syrien wollen wohl alle Frieden – aber eben nur IHRE Vorstellung davon. Einfach gesagt: Hier kämpfen Menschen um die Durchsetzung ganz unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Ordnungsvorstellungen – und eben das müssen wir hier Krieg nennen.

Und bei uns in Deutschland? Da sind wir gerade in Aufregung um die Bewahrung unserer gewohnten Ordnung. Und das geht bin hin zur Kleiderordnung! Darf eine Frau in einer Burka umherlaufen? Bei uns? Ist das denn erlaubt? Und wenn, wer darf es denn erlauben? Ich setze das mal fort:
Darf ein Mann bei uns Zöpfe tragen? bzw lange Haare? Darf eine Frau Hosen tragen? (ist noch nicht so lange her, da durfte sie nicht). Darf ein Mann ein Kleid tragen? dürfen Männer heiraten? und und und… Wir sehen schon, aus einer Frage werden ganz schnell viele…
Wer gibt aber nun vor, was sein darf und was nicht?

Ganz aktuell wird die Frage selbstständig fahrender Automobile debattiert. Wenn der Mensch nicht mehr steuert, wer ist dann bei einem Unfall haftbar zu machen? Dobrinth hat schon erste Grundprinzipien umrissen: Das eine: Menschenleben geht vor Blechschaden. Also: das Leben von Menschen ist in jedem Fall wichtiger als der Blechschaden am Fahrzeug. Ein löbliches Prinzip! Sehe ich mich um, hab ich den Eindruck, dass gegenwärtig der Erhalt von Menschenleben nicht mehr höchste Priorität hat.
Wieso ist das so? Offenbar gibt es andere Werte, die es ermöglichen, Menschen diesen Werten zu opfern.
Was sagt mir das? Ordnungen, die wir als Menschen machen, haben ihre Vor- und Nachteile (und das ist sehr verharmlosend gesagt!). Wir müssen eigentlich sagen: Gegenwärtig werden Ordnungen über den Respekt des Menschenlebens gestellt.

Ich komme zum Schluss und fasse mich kurz: Paulus hat, zwar etwas verklausuliert in unserem Text, ein Ordnungsprinzip entdeckt, dass ihm geeignet scheint, dieser Welt die von Gott erdachte Gestalt wieder zu geben: die LIEBE.
Ich will nicht mit den Worten Paulus aus dem 1.Korintherbrief 13 ins Schwärmen kommen! Aber Recht hat er! Die Liebe ist eine Kraft, eine Energie, ein Ordnungsmacht, die wirklich Dinge in Ordnung bringen kann. Beziehungsweise Ordnungen, die den Tod atmen, zerbrechen kann.

Wilhelm Wilms sagt das so: (Ein Hoheslied der Liebe
in: roter faden glück, Kevelaer 31979, 12.11)

“die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
wo zwei verliebte sind
entsteht ein wirbelwind
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
sie geht durch wände
und entfacht brände
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
sie baut brücken
versetzt in entzücken
kennt kein prahlen
zerfällt in strahlen

sie durchbricht den teufelskreis
schmelzt berge aus eis
lässt die erde erbeben
gibt toten das leben
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe”

Die Liebe ist – um es einmal philosophisch zu sagen – das tiefste Erkenntnisprinzip der Welt. Es ist die Weltformel, nach der die Wissenschaft auf mathematischen Wegen sucht. Die Wissenschaft ist dabei schon ganz gut voran gekommen – wir, die Praktiker, dürfen aber selber immer wieder üben. Und uns dabei von Jesus, unserem Herrn, inspirieren lassen. Amen.

Predigt am 10.Juli in Calbe – j.kohtz

Gnade und Friede von dem, der wa war und der da ist und der da kommt. Amen.
Liebe Gemeinde,
schon in der Brieflesung des heutigen Sonntags haben wir diese Worte aus der Apostelgeschichte im 2.Kapitel gehört. Ich lese sie in der Formulierung der „Gute-Nachricht- Bibel“:

„Sie alle widmeten sich eifrig dem, was für sie als Gemeinde wichtig war: Sie ließen sich von den Aposteln unterweisen, sie hielten in gegenseitiger Liebe zusammen, sie feierten das Mahl des Herrn, und sie beteten gemeinsam. Alle Menschen in Jerusalem wurden von ehrfürchtiger Scheu ergriffen; denn Gott ließ durch die Apostel viele Staunen erregende Wunder geschehen.
Alle, die zum Glauben gekommen waren, bildeten eine enge Gemeinschaft und taten ihren ganzen Besitz zusammen. Von Fall zu Fall verkauften sie Grundstücke und Wertgegenstände und verteilten den Erlös unter die Bedürftigen in der Gemeinde.
Tag für Tag versammelten sie sich einmütig im Tempel, und in ihren Häusern hielten sie das Mahl des Herrn und aßen gemeinsam, mit jubelnder Freude und reinem Herzen. Sie priesen Gott und wurden vom ganzen Volk geachtet. Der Herr aber führte ihnen jeden Tag weitere Menschen zu, die gerettet werden sollten.“

Als ich den Text las, habe ich mich gefragt: Was hat zu dieser Art des Zusammenlebens und Verhaltens der ersten Christengemeinden geführt. Und ich will in meiner Predigt auf drei Motive eingehen, die ich gefunden habe:
das Motiv der Vorfreude
das Motiv der Wichtigkeit (Relevanz)
die motivierende Kraft des Wortes Jesu

Liebe Gemeinde,
ich erinnere mich noch ganz gut an ein großes Fest in unserer Familie. Es war die Silberhochzeit meiner Eltern. Das schöne Ereignis warf schon längere Zeit seine Schatten voraus. Es musste ja einiges geplant und organisiert werden. Zum Beispiel die Gästeliste. Für die vielen Gäste musste Raum geschaffen werden. So wurden auch die Zimmer etwas umgeräumt, damit Platz war für die Festtafel. Es musste noch Stühle besorgt werden. Tischtücher wurden gemangelt und ausgeborgt, und Fauen aus dem Dorf kümmerten sich in der Küche um das leibliche Wohl. Hühner wurden gerupft, Gemüse geputzt und die Zutaten für das Dessert organisiert. Haben wir genug Geschirr? Gläser? Wer hilft beim Abräumen. Wer schenkt Getränke ein? Wie gestalten wir das Progamm des Tages? Wo übernachten unsere Gäste?
Viele Fragen und Aufgaben. Aber ich erinnere mich noch, dass Dank der Hilfe und dem Mittun vieler Leute aus dem Dorf aus diesem Tag ein schönes Fest wurde.
Ein besonderer Anlass bewegte viele Menschen, führte sie zusammen, schuf für Stunden eine neue Welt, die sich deutlich vom sonstigen Alltag unterschied.
So etwa lese ich den Text aus der Apostelgeschichte, in dem vom Zusammenwirken der ersten Gemeinde erzählt wird.
Was hat diese Menschen damals motiviert?
Ich sehe zunächst das Motiv der Vorfreude. Die Freude auf ein großes Fest, das Jesus ja selber noch angekündigt hatte. Gott wird mit uns ein Fest feiern! Ihr seid alle eingeladen. Dieses Fest ist wie eine große Hochzeit. – Und die Zuhörer damals erinnerten sich sicher an so manches Gleichnis Jesu. Von den klugen und törichten Jungfrauen (Mt 25), oder von den Ehrenplätzen bei der Hochzeit (Lk.14), oder vom großen Abendmahl (Mt.22).

Jesus hatte große Hoffnungen bei seinen Zuhörern geweckt. Hoffnung auf Heilung, auf das Reich Gottes, auf Erlösung. Die Vorstellungen davon, dass diese Welt einmal durch das Kommen des Messias völlig verändert und erneuert weren würde, hatten die meisten Zeitgenossen Jesu schon seit Generationen. Aber mit dem Auftreten Jesu, mit seinen Predigten und seinem heilenden Wirken bekamen diese Hoffnungen neue Nahrung. Wichtig: Die Botschaft Jesu war eine Hoffnungsbotschaft. Die Vorfreude hat damals die Menschen motiviert, nicht irgend eine Angst. Ich betone das, weil das nicht selbstverständlich ist. Die Triebkräfte der Veränderung – heute sehe ich da viele negative Kräfte am Werk. Verlustängste, Kriegsängste, Wohlstandsängste…Viele dieser Ängste treiben heute die Menschen um. Grenzen werden dicht gemacht, Fremde mit Mißtrauen betrachtet, sogar das Geld ist nicht mehr sicher – die Banken zahlen kaum noch Zinsen… Und die letzte schöne Gelegenheit zum Feiern – die EM – hat letzte Woche auch einen Dämpfer erhalten, jedenfalls für uns Deutsche. Nun, ich hoffe, wir haben gleichwohl auch noch genug Gründe, uns freuen zu können!
Dennoch: Auch wir Christen können uns nicht der Sogwirkung von Ängsten entziehen.
Auch uns Christen treiben Ängste um. So dass ich mich frage, ob denn die FREUDE noch den ihr gebührenden Platz als Motivator unseres Handelns einnimmt. Die Freude, am Reich Gottes mit bauen zu dürfen! – ein schöner Gedanke! Aber eben nicht nur ein Gedanke!
Die ersten Christen fielen ihren Mitmenschen auf – was war es wohl, was die so glücklich ausschauen lies? Einige fragten nach und – so kann man es sagen – wurden angesteckt von der freudigen Erwartung der Christen. Bald merkte man: Diese Freude war kein Strohfeuer, es gab gute Gründe dafür.
Und hier nenne ich ein weiteres wichtiges Motiv der zusammenwachsenden Christengemeinde: Im neuen Glauben klärten sich mit einem Mal viele Dinge und Ansichten, die bisher für Verwirrung sorgten. Der neu gewonnene Glaube erlaubte es den Christen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ein unglaublich wirksames Werkzeug war das – nicht nur für Unentschlossene, nicht nur für Orientierungslose, sondern auch für Nachdenkende, für Sinn-Suchende, für viele mit den Weltzuständen Unzufriedene. Hier verbindet sich das damalige starke Motiv auch mit Bewegungen unserer Zeit. Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden – das ist von zentraler Bedeutung in der Politik, in der sozialen Gestaltung unserer Gesellschaft, aber zuallererst für unser persönliches Leben. Angesichts der Botschaft vom kommenden Reich Gottes verblaßte alles egoistische Denken – Menschen begannen bereitwillig zu teilen; was ja auch heißt, dass sie die Bedürfnisse von anderen Menschen wahrnahmen – nicht als Konkurrenz oder Gefahr sondern als Aufgabe für sich selbst. Die Menschen damals waren fasziniert von der neuen Art zu leben, wie es diese seltsamen Christengemeinden probierten. Heute würden wir sagen: Der Lebensstil der ersten Christengemeinden entsprach überhaupt nicht dem mainstream, dem, was man zu Hause gelernt hatte. Was wichtig erschien, war es mit einem mal nicht mehr, was man bislang übersehen hatte, bekam neue Bedeutung.
Ich glaube, auch heute hat die Botschaft Jesu diese verändernde Kraft. Wer sich Zeit nimmt für sie, wird Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden lernen.

Ich will hier ein paar Zitate einfügen von einem Mann, der sich der Liebe Gottes ganz verschrieben hatte: dem großen Papst Johannes XXIII.
Er hatte eine Vielzahl von Briefen geschrieben. Aus ihnen stammen diese Zitate:
„Wenn ein gutes Beispiel gegenseitige Bruderliebe Im Dorf erhalten bliebe, wie der eine nicht auf mehr oder weniger schaut und sich bewusst ist, dass dort, wo strenger Gerechtigkeit aufhört, die Liebe beginnt, die Hochherzigkeit, die sich nicht bei Kleinigkeiten aufhält, wäre es eine große Erbauung und ein Segen..“
„Die Welt ist groß: Es gibt unzählige Wege, dem Herren zu dienen. Es gibt auch einen für Dich.“
„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen, Das ist die beste Philosophie.“

Und damit bin ich bei einem weiteren Motiv – eigentlich dem Ursprungsmotiv, das die Christen damals angetrieben hat: Das Wort unseres Herrn. In unserem Bibeltext wird diese Rückbesinnung deutlich darin, dass es heißt: Sie beteten gemeinsam. Gemeinsam beten, sich unter das Wort Gottes stellen, sich hineingeben in dieses Wort – eine Erfahrung, die Welten verändert. Unsere eigene Welt, aber auch die Welt um uns herum. Beten – das führt uns dazu, andere und uns selbst mit den Augen Jesu zu sehen.
Wenn d a s passiert, ändert sich schlechthin alles! Nun – diese Formulierung (wenn – dann) deutet schon auf ein gewisses Kräftemessen hin, dem wir ausgesetzt sind. Denn der Weg hin zu dieser Lebensweise (Ausrichten am Wort Gottes- Gebetsgemeinschaft – tätige Nächstenliebe) ist so einfach in dem Wegewirrwarr damaliger und auch unserer Zeit nicht zu finden. Obwohl gerade in unserem Land Kirchtürme in jedem Ort wie Zeigefinger in den Himmel ragen, verbinden die meisten Menschen damit nicht mehr die Einladung, sich am Wort Gottes, an seiner Hoffnungsbotschaft zu orientieren.
Ich sage das ohne Vorwurf und schon garnicht mit erhobenem Zeigefinger. Die Welt ist wahrlich voll von Ablenkung – und man kann ja fast schon von Glück sagen, wenn es einem gelingt, in den Jahren seines eigenen Lebens hinter den Sinn gekommen zu sein. Sind Sie es?
Die Erinnerung an das Wirken der ersten Christengemeinden jedenfalls macht mir Mut, nicht zu schnell zufrieden zu sein mit den Gegebenheiten. Macht mir Hoffnung auf die Veränderungsfähigkeit von uns Menschen zum Guten. Stärkt meinen Glauben auf das Reich Gottes, das schon mitten unter uns ist! AMEN.

Von Ursache und Wirkung

Von Ursache und Wirkung
oder warum wir gern in Kausalzusammenhängen denken

Der Streit ist alt: Was war eher? Das Ei oder die Henne? Der Gedanke oder die Tat?
Wie läßt der große Dichter Goethe den Dr.Faust darüber grübeln?
„Geschrieben steht: `Im Anfang war das Wort!“`
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
ich muss es anders übersetzen,
wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile, dass deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn,der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
und schreib getrost: Im Anfang war die Tat!
Die meisten von uns haben diesen Text noch in Erinnerung aus der Schulzeit. Nun brauchen wir heutzutage diesen eindrucksvollen Text nicht zu lesen, um auf die Frage von Ursache und Wirkung zu stoßen. Viel zu viele aktuelle brennende Ereignisse fordern geradezu heraus, über Ursache und Wírkung zu diskutieren! Daß es unglaublich viele Flüchtlingsströme gibt auf der Welt und zuletzt davon viele Menschen auch zu uns nach Europa kommen – was ist die Ursache davon? Und dass Deutschland mit Waffenverkäufen richtig gute Gschäfte macht – ist das eine Ursache von kriegerischen Konflikten oder ist das schon eine Wirkung oder Folge dieser Konflikte? Oder dass wir Deutschen in der Tendenz eher wenige Kinder haben wollen – woher kommt das? Und die wachsenden Zahlen von Senioren, die in Pflegeheimen versorgt werden müssen – wo liegt die Ursache, und welche Wirkungen hat das für unsere Gesellschaft.
Schließlich: Dass wir eines der reichsten Länder auf der Welt sind – und trotzdem viele Bürgerinnen und Bürger nur mit Mühe über die Runden kommen – woran liegt`s?
Die Fragen sind leichter gestellt als die Antworten gefunden. Nein, ich muss es genauer sagen: Antworten sind auch schnell gefunden – aber sie sind eher ein Spiegel unseres Nachdenkens und nicht unbedingt der Wahrheit letzter Schluss.
In der Bibel ist der Apostel Paulus auch ins Grübeln gekommen. Er als Jude fragt sich nach dem Zusammenhang des Schicksalsweges des israelischen Volkes mit dem Zeugnis von Jesus Christus, dessen Botschaft die Christengemeinden und schließlich die christlichen Kirchen bewirkte. Heute können auch wir uns fragen: Wenn ich mich noch als Christ verstehe – warum bin ich es, und welche Folge hat das für mein Leben. Oder: Wenn ich kein Christ bin und mit dem christlichen Glauben nichts anfangen kann – warum ist das so. Liegt das an meiner Erziehung, an meinem Elternhaus, meinen Erfahrungen?
Je nach unserer Vor-Geschichte werden unsere Antworten verschieden ausfallen. Und so wird auch das Resümee des Apostel Paulus bei uns unterschiedlich empfunden werden: Er schreibt: „O welche Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! … Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen.“ (Römerbrief, Kapitel 11, 33 u. 36)
Es soll ja ein schönes Wochenende werden – wettermäßig. Geniessen Sie es und lassen Sie den Reichtum dieser wunderbaren Schöpfung an sich heran. Wir sind alle ein Teil davon.

Gemeindefest am 28.Mai

Auch in diesem Jahr laden der Gemeindekirchenrat und Pfr. Kohtz wieder herzlich zu unserem jährlichen Gemeindefest ein.
Wir wollen am Samstag, den 28. Mai,  gemeinsam vor und in der St. Stephani Kirche feiern.
Unser Gemeindefest beginnt um 14:00 Uhr mit einer Andacht. Anschließend möchten wir Kaffeetrinken, das bei schönem Wetter vor der Kirche sein wird. Auf die Kinder warten Bastel- und Spielangebote.
Als Höhepunkt erwarten wir das Traditionelle Marionettentheater Dombrowsky  aus Engertsdorf. Sie erhalten die einzigartige Tradition des Marionettenspiels am Leben und werden uns mit dem Märchen „Rumpelstilzchen“ unterhalten.
Danach wollen wir gemeinsam Würstchen grillen. Vielleicht haben Sie Lust uns zu unterstützen mit einer Kuchenspende oder unterstützen Sie unsere Helfer.

Zum Gemeindefest sind alle interessierten Bürger eingeladen. Es wird Angebote für Kinder geben (Malstraße u.a.) sowie für die Erwachsenen.
Eingeladen sind auch unsere Migrantinnen und Migranten, die wir schon zum Teil bei anderen Veranstaltungen kennen lernen konnten. Im geselligen Miteinander wollen wir Vertrauen schaffen und Möglichkeiten, sich besser kennen zu lernen.
Unser Gemeindefest beginnt um 14:00 Uhr mit einer Andacht. Anschließend möchten wir Kaffeetrinken, das bei schönem Wetter vor der Kirche sein wird. Auf die Kinder warten Bastel- und Spielangebote.
Als Höhepunkt erwarten wir das Traditionelle Marionettentheater Dombrowsky  aus Engertsdorf. Sie erhalten die einzigartige Tradition des Marionettenspiels am Leben und werden uns mit dem Märchen „Rumpelstilzchen“ unterhalten. (Beginn 16:00 Uhr)

Predigt am 8.Mai in Calbe – j.kohtz

Liebe Gemeinde!
Ich habe heute mal ein Fernglas mitgebracht. Ein Opernglas. Damit kann man etwas, das in der Ferne ist, heran holen. Jäger brauchen das um zu Gucken, ob da ein Wild zu sehen ist – und die müssen ein Reh und ein Wildschwein unterscheiden können – … Na gut, das sollte man auch ohne Fernglas können – aber gleichwohl ist ein Fernglas interessant – zum Beispiel für Ornithologen, wenn sie Vögelstimmen hören und dann mit dem Fernglas den Vogel im Geäst finden ohne ihn beim Gesang zu stören. Manchmal sind die Sänger kaum zu sehen, doch mit dem Fernglas kann man den Vogel genauer betrachten und bestimmen, was für eine Vogelart das ist. Übrigens: der Naturschutzbund hat jetzt alle Interessierten aufgerufen, hinaus in die Natur zu gehen bzw auch zu Hause zu notieren, welche Piepmätze sich so bei uns tummeln. Leider ist es so, dass die Zahl und Vielfalt der gefiederten Sänger abnimmt, weil sie keine geeigneten Lebensräume mehr finden. Ich war kürzlich bei einem Gemeindeglied zu Besuch, ein Herr, schon über 80 Jahre alt, der kennt sich supergut mit Vögeln aus. Wir haben uns unterhalten und er hat erzählt, wie er immer Rücksicht genommen hat auf der Wiese oder dem Acker. Weil er wußte, das zum Beispiel unter den Blättern bestimmter Pflanzen gern Vögel brüten. Er hat dann einen Stock an den Stellen anbrachte, wo Vögel am Boden brüteten, damit er die Nester nicht aus Versehen zertritt oder mit seinen Maschinen Schaden anrichtet. Also ein ganz sorgsamer Mensch. der darauf achtet, das die Vögel auch ihre Chance haben.
Ja, aber wie gesagt, man kann nicht nur Vögel beobachten sondern auch alle anderen komischen Vögel – und man sieht dann genau Details von jemanden,  die Frage ist aber: sehen wir MEHR von dem Gegenstand oder dem Vogel oder dem Objekt, wenn man durchs Fernglas schaut – oder sehen wir weniger? Die Frage ist glaube ich garnicht so einfach zu beantworten. Wir sehen mehr Details, wenn wir das Fernglas schärfer stellen – wir holen das Objekt näher an uns heran. Aber im gleichen Zug, wie wir den Blick verengen auf eine bestimmte Nähe, ist die Umgebung ausgeblendet. Wir sehen also ein Detail, meinetwegen die Konturen der Federn – um beim Vogel zu bleiben, deren Färbung etc. aber wenn wir ganz nahe ran gehen, ist der Vogel als solcher nicht mehr sichtbar. Schon gar nicht seine Umgebung, in der er sich aufhält und lebt.
Ein anderes Beispiel: Manche Menschen brauchen eine Lupe, um lesen zu können. Das ist mühsam, denn meist sieht man nur das einzelne Wort aber den ganzen Text nicht. Wenn man weiter weg geht, dann sieht man das Ganze. Ein Abstand ermöglicht uns also, zwar nicht so sehr die Details zu sehen, dafür aber den Zusammenhang. Wenn wir den Mond sehen durch ein Fernrohr, dann können wir dort auf der Oberfläche sogar die Krater sehen, aber das Umfeld, also die Sterne, blenden wir dann aus. Wenn wir genau drauf zoomen, können wir bestimmte Einzelheiten erkennen, aber wenn wir weiter weg gehen, sehe wir mehr den Zusammenhang.

Der Wechsel zwischen dem Detail. das uns ja auch etwas sagt und dem Ganzen – er erst ermöglicht uns das Verständnis vom großen Zusammenhang.
Das gilt auch für uns selbst. Betrachten wir unsere Details, dann sehen wir nur ganz bestimmte Dinge, gehen wir weiter weg, sehen wir mehr von uns. Viele haben ja im Bad auch besondere Spiegel, Hohlspiegel, die Einzelheiten vergrößern. Da kann man dann zum Beispiel die Unreinheiten der Haut sehen und die Pickel – das ist immer ganz nett, aber das will man eigentlich garnicht sehen – und dann zupft man und drückt man an sich herum, aber dann schnell wieder weiter weg – und alles ist wieder in Ordnung.
Auch im übertragenen Sinne ist das so zu erleben. Wir sehen uns mal im Detail und bei größerem Abstand mehr den Zusammenhang.
Ich denke an viele Migranten, die jetzt zu uns gekommen sind. die meisten sind für uns noch Unbekannte. Wir sagen: das sind die Fremden. Die Flüchtlinge. Wir wissen kaum etwas von ihnen, und so ist unser Bild von ihnen allgemein. Alle scheinen irgendwie gleich aus zu sehen. Wir können noch keine Personen unterscheiden. Wir kennen zu wenig von ihnen.
Am Freitag Nachmittag hatten wir einen Mütter-Kind-Nachmittag bei uns in der Breite – viele sind gekommen, auch Onkels, Väter, Freunde. Wir haben uns erst einmal vorgestellt und unsere Namen genannt. und dann uns mit Zeichnen und Gesten verständigt. Ein paar konnten ganz gut Deutsch. Und so wurde es ein fröhlicher Nachmittag. Die Kinder haben gespielt und ich hab versucht, mir ein paar Namen einzuprägen. Mir wurde klar: Kennen wir die Leute nicht, sind sie für uns nur die Fremden. Eine indifferente Masse. Zommen wir aber ran, befasen wir uns also mit ihnen, werden aus der anonymen Menge plötzlich sehr konrekte Menschen, mit ihren Besonderheiten, ihrem Lächeln, ihren Gaben. Wir amüsieren uns über unsere Mißverständnisse…
Dadurch wird das Allgemeine, was ja manchmal nichts sagt, etwas sehr Konkretes. Aus dem Allgemeinen, dem Flüchtlingsstrom werden plötzlich sehr eigene Menschen: Sie und ich. Auch ich ermögliche diesen Menschen, mich konkreter wahrzunehmen. Vielleicht ist das ja der Prozeß, um einander besser verstehen zu lernen. Mir jedenfalls war dieser Nachmittag sehr aufschlussreich.
Ich habe gefragt, ob sie schon Deutsch lernen konnten – naja, bislang war da eher wenig Möglichkeit. Also hab ich auf Papier dies und jenes gezeichnet – ein Haus und dann die Begriffe dazu genannt: Dach, Fenster, Tür… etc. Und auch ein paar wichtige Sätze wie: ich suche einen Arzt oder: Wo finde ich eine Apotheke. Oder wann fährt ein Bus… Na, jedenfalls sah ich das Interesse, mehr solche Gelegenheiten zu bekommen um besser hier unser Land verstehen zu können und sich zurecht zu finden.
Ich erzähle das nur als Beispiel. Wir erleben Menschen anders, wenn wir sie an uns heran lassen als wenn sie weit weg sind. Je weiter weg, desto anonymer wird das Ganze, desto mehr wird daraus eine allgemeine Masse – und so reden wir dann auch über andere. Wir sagen: Die Deutschen, oder die Ausländer und der einzelne Mensch mit seinen Ecken und Kanten, mit seinen Gaben und Vorlieben etc. verschwindet.

Es ist doch ein interessantes Wechselspiel zwischen Nähe und Ferne. Wir entdecken Details – und vergessen dabei manchmal den Zusammenhang, sehen wir mehr den Zusammenhang, verschwimmen die Details.
Und so geht es uns auch. Wir schauen auf uns und beobachten an uns bestimmte Details oder Mängel oder Eigenschaften und sagen: Oh, das ärgert mich oder „das freut mich“ und verlieren auch bei uns selbst manchmal den Blick auf den Zusammenhang.
Zum Beispiel EIN Zusammenhang, den Gott uns sagt, ist: Du bist mein geliebtes Geschöpf! Wann hören wir diese freundliche Stimme Gottes, die uns das sagt? Sind wir nicht viel zu oft gefangen in Detail-Wahrnehmung oder allgemeiner, pauschalen Wahrnehmung? Und hören diese besondere Sichtweise Gottes kaum noch.
Wie wir uns selbst sehen, auf uns selbst schauen, das ist ein interessanter Aspekt, der unsere Verhaltensweise stark beeinflussen kann.
Ich hatte am Freitag nachmittag dann noch ein kleines Gespräch mit Jugendlichen, die in der Nähe von Rossmann gern zusammen sitzen. Ich fragte sie, was sie so machen, welche Interessen sie haben und habe sie auch zu unseren Kreativ-Angeboten eingeladen. Und da antwortet mir eines der jungen Mädchen: Wir können nichts. Wir können nur essen und eigentlich ist mit uns sonst nichts los. Ich dachte: meine Güte! Was für eine fast schon resignierte, negative Sicht auf sich selbst haben diese jungen Menschen. Sie erwarten von sich kaum etwas. Natürlich ist diese Sicht falsch. diese Jugendlichen haben wir wir alle Talente, sie können was, aber irgendwie hatten sie nicht die Chance, das auszuprobieren oder wurden nicht ermutigt, positiver von sich zu denken.
Sie trauen sich kaum etwas zu. Ich finde das fast dramatisch. Wenn Menschen von sich eine so schlechte Sicht haben, dass sie nichts können oder sich abgeschrieben fühlen oder sie eigentlich schon nichts mehr interessiert außer Essen und Trinken – das ist eine schlechte Sicht auf sich selbst und die Welt. ABER auf eine solche Sicht zu kommen, dafür gibt es auch immer Zusammenhänge! Die wir – wenn wir nahe ran gehen – hören können, aber wenn wir das mit etwas Abstand betrachten, erkennen wir möglicherweise auch die Zusammenhänge. Wo sind sie geboren, was haben sie erlebt, wie war ihre Kindheit, wie war das Wechselspiel zwischen Erfolg und Mißerfolg.
Ich gebe zu: In einer Gesellschaft, wo die Kinder fast selbstverständlich in die Fußstapfen der Eltern traten, war manches wohl einfacher. Heute ist das nicht mehr so und die Orientierungssuche für junge Menschen ist deutlich komplizierter geworden. Gerade deshalb ist die Verantwortung von Eltern als Menschen, an denen man sich als Kind orientiert,heute gewichtiger denn je.

Nun, wie ist das mit uns Christen? Welche Sicht haben wir denn als Christen auf uns? Was bewirkt die christliche „Sehhilfe“. Was macht sie mit uns Menschen?
Heute beginnt die ökumenische Gebetswoche für die Einheit der Christen. Da wird selbstkritisch deutlich: Wir beten für die Einheit und das tun wir schon seit 2000 Jahren, denn die Einheit in Christus war schon immer ein Gebetsanliegen und Wunsch der Kirchen. Aber: offenbar ist es einfacher, sich über Unterschiede zu definieren. Wir sind anders als die, sagen wir. Und ich kann es nur wiederholen: Das, was jetzt im Orient passiert, dass also unterschiedliche religiöse Strömungen im Islam gegeneinader kämpfen – das haben wir in Europa im 17.Jahrhundert durch. Und früher auch schon. Auch Christen haben sich gegenseitig die Wahrheit streitig gemacht und sich abgegrenzt. Leider gibt es das sogar noch heute, dass die eine christliche Gruppe die Kirchen der anderen Gruppe abbrennen. Es geht dabei also durchaus nicht nur um einen Konflikt zwischen verschiedenen Religionen.
Was Christen leiden, wurde bei einem Vortrag des kopisch-oprthodoxen Bischofs Damian deutlich, den er bei uns auf dem Konvent gehalten hat.
Ich fragte ihn, welche Netzwerke seine Kirche denn unterstützen. Seine Antwort: Ja, das Diakonische Werk und auch die EKD geben Unterstützung, allerdings eben auch sehr unterschiedlich gewichtet: Die evangelischen Glaubensbrüder und Schwestern erhalten das mit Abstand meiste an Zuwendungen, während die Orthodoxe Koptische Kirche eher wenig erhält.
Dafür mag es eine Logik geben, aber gerecht ist es nicht.
Hier in Deutschland leisten übrigens die Koptischen Christen vorbildliche Flüchtlingshilfe.
Davon zu erzählen würde jetzt aber zu weit führen. Mein Thema ist, was im Epheserbrief im 3.Kapitel steht: Der Verfasser des Schreibens sagt: „…Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist; auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.“
Damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle. Die Fülle des Daseins erkennen – das war der Ansatzpunkt, warum ich das Fernglas mitgenommen habe. Wie erkennen wir die Fülle von uns selbst? Wie passiert das.
In dem sehr dicht gedrängten Text kann der Verfasser nur stammeln. Ihm fehlen eigentlich die Worte. Aber er ist sich sicher: Das geht durch Christus. Also mit der „Sehhilfe“, wenn wir mit den Augen von Jesus Christus uns und die Welt anschauen. Dann erkennen wir die Fülle und den Reichtum nicht nur des Einzelnen sondern der ganzen Gemeinschaft auf dieser Erde, auf dieser Welt.
Diese „Sehhilfe“ wünsche ich uns als Christen. Das wir über dem Detail am einzelnen Menschen nicht den Gesamtzusammenhang vergessen und über den allgemeinen Zusammenhang nicht den Einzelnen übersehen.
Christus liebt uns wie wir sind, er sieht uns in aller Idividualität aber er sieht uns auch im Zusammenhang seiner Schöpfung als seine Kinder. Und so dürfen wir uns auch sehen. Amen.

1. JAM -SESSION in Calbe

Herzlich willkommen alle, die Musik als gutes Medium verstehen, um sich kennen zu lernen.

  1. JAM-SESSION  – MUSIK – TANZ – BUFFET

Freitag, 29.April: Beginn: 18:00 Uhr   logo DL
WO: Breite 44, Calbe

 

Mitwirkende: – Band „Beat Cross“ aus Eilsleben
– Der Sänger und Schlagzeuger Johnny Kwesi Annan
– weiter geplant: eine Tanzgruppe, weitere Solisten, die ein Instrument spielen können.

Buffett = bring auch etwas mit. Wir teilen 🙂

Musik überwindet Grenzen – auch sprachliche.

Predigt am Sonntag Jubilate (17.4.16 j.kohtz)

Predigttext: 1 Johannes 5,1-4
1 Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. 2 Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. 3 Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. 4 Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

Liebe Gemeinde,
Das Thema dieser Predigt ist die Frage nach unseren Prägungen. Was prägt uns, wer prägt uns und warum sind wir, wie wir sind. Was sind unsere Vorlieben.
Bei diesem Thema fallen uns natürlich schnell die Gene ein; sie haben großen Einfluss darauf, wie und wer wir sind. Ob wir männlich oder weiblich werden, welche Augenfarbe und Haarfarbe wir haben werden – das und vieles mehr wird in den Genen vorherbestimmt. Nun, bei der Haarfarbe läßt sich die Forschung was einfallen und bald werden wir solche und andere Eigenschaften bewußt steuern und auch ändern können.
Ich habe gelernt – sogar unsere Lebenszeit wird genetisch geprägt. Klar, wir können uns gesund ernähren und uns viel bewegen, das alles mag uns fit halten, aber wie alt wir werden, hat auch mitt der genetischen Prägung zu tun. Unsere Lebenszeit spult sich gewissermaßen ab und einmal ist dann Schluss. Der stete Erneuerungsprozeß ist beendet.

Was unser Christsein betrifft, da hat das Evangelium des Sonntags schon interessante Aussagen getroffen im Bild vom Weinstock und den Reben.
Auch hier können wir von Prägung sprechen. Wir sind durch Christus geprägt. Er ist der Weinstock, wir die Reben. Jeder Winzer weiß – die Eigenschaften des Weines hängen eng mit dem Weinstock zusammen. Wie der Wein wird, dazu tragen zwar auch Sonne, Regen und Boden bei, aber die Grundeigenschaften sind schon vorgeprägt. Als Christen sind und werden wir also durch Christus geprägt.
Der Apostel Paulus drückt das im 2.Brief an die Korinther (2.Kor.5,17) so aus: „Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Das ist der Wochenspruch für die neue Woche.
Wir werden also durch Christus neu geprägt.
Ich habe einen interessanten Beitrag gefunden zum Thema der Prägungen und Vorlieben. Aus ihm geht hervor, dass auch unsere Entscheidungen unsere Vorlieben prägen.
Ich will daraus zitieren:
„Mehr als 50 Jahre ist es nun her, dass der US-Psychologe Leon Festinger die Theorie der kognitiven Dissonanz postulierte – doch seine wissenschaftlichen Nachfahren diskutieren die Erkenntnis noch heute.Hinter der Dissonanz verbirgt sich ein unangenehmes Gefühl, das immer dann auftritt, wenn in unserem Kopf verschiedene Absichten, Wünsche oder Gedanken aufeinanderprallen. Und dieses Gefühl wollen wir so schnell wie möglich los werden.Ein simples Beispiel: Angenommen, wir müssen zwischen zwei Alternativen wählen, sagen wir Urlaub am Strand oder in den Bergen. Nehmen wir weiter an, wir entscheiden uns für den Strand. Nun wäre es sinnlos, sich weiter mit dem Urlaub in den Bergen zu beschäftigen – selbst wenn der vielleicht auch schön wäre. Doch wir haben uns nun mal für den Strand entschieden. Und dadurch schätzen wir den nun höher ein als die Berge – obwohl es dafür objektiv keinen Grund gibt. Die Entscheidung hat unsere Vorlieben geprägt.
Diese Erkenntnis gilt längst nicht nur für Reisepläne, sondern in vielen verschiedenen Bereichen. Immer wenn wir eine Wahl treffen, sei sie beruflicher oder privater Natur, finden wir diese Wahl hinterher umso besser und die abgelehnte Alternative weniger reizvoll. Einfach deshalb, weil wir der Dissonanz aus dem Weg gehen wollen – und uns deshalb sogar Fehler schönreden.
Mehr noch: Diese Entscheidungen wirken sich sogar noch Jahre später aus. So lautet zumindest das Fazit einer neuen Studie der britischen Neurowissenschaftlerin Tali Sharot vom University College in London.
Das Experiment verlief in drei Schritten. Zunächst sollten 39 Probanden im Alter zwischen 19 und 35 eine Liste mit 80 Reisezielen nach ihrer Attraktivität bewerten. Nun durfte die eine Hälfte der Freiwilligen sich zwischen zwei Urlaubsalternativen entscheiden. Der anderen Hälfte wurde diese Entscheidung von einem Computer abgenommen. Zuletzt sollten beide Gruppen die Ziele wieder nach ihrer Attraktivität bewerten.
Wenig überraschend: Wer die Ziele selbst hatte auswählen dürfen, bewertete just diese nun höher als vorher – ein typisches Beispiel für die Wirkung kognitiver Dissonanz. Das eigentlich Erstaunliche beobachtete Sharot drei Jahre später.
Da kontaktierte sie die Teilnehmer erneut und fragte wieder nach ihren Reisepräferenzen. Und siehe da: Die Wahl für das eine und gegen das andere Urlaubsziel wirkte immer noch nach. Wer sich aus freien Stücken für ein Land entschieden hatte, fand es jetzt immer noch reizvoller.
Offenbar wirken sich Entscheidungen also nicht nur unmittelbar danach auf unsere Vorlieben aus – sondern prägen uns auch noch Jahre später.“ (gefunden in: http://www.alltagsforschung.de/entscheidungen-pragen-unsere-vorlieben/ )

Ich kann das auch bestätigen. Irgendwann haben meine Frau und ich schätzen gelernt, unseren Urlaub mit dem Fahrrad zu unternehmen. Das macht uns bis heute Spass und wir würden diese Urlaubsart bisher immer anderen vorziehen.
Wir alle haben unsere Vorlieben. In der Freizeitgestaltung, im Alltag – der eine ist mehr praktisch unterwegs, ein anderer liest oder fröhnt mehr geistigen Unternehmungen. Und auch im Umgang mit anderen Menschen gibt es eine Menge Prägungen, die unser Verhalten bestimmen.
Der sehr intensive Text des Briefeschreibers des 1. Jophannesbriefes weist uns auf eine besodere Prägung hin: Über alle persönlichen Prägungen und Vorlieben hinaus werden wir vom Glauben an Christus bestimmt. Unsere Prägung erweist sich darin, dass wir Gott lieben Und zwar nicht nur allgemein theoretisch sondern ganz praktisch: Wir halten seine Gebote. Vielleicht hat der Prediger damals gemerkt, dass die Zuhörer ihn leicht erschrocken anschauten… Jedenfalls setzt er fast beschwichtigend hinzu: „..und seine Gebote sind nicht schwer.“
Das scheint auch logisch: Was wir gern machen, wo unsere Vorlieben liegen, das fällt uns ja leicht. Wenn meine Frau und ich radeln, machen wir das ja gern und empfinden es nicht als Last oder Zumutung.
Gotts Gebote halten – das setzt eine bewußte Entscheidung voraus. Eine Entscheidung, die wir zu treffen haben.
Der folgende Satz ist bei mir im Bibeltext fett gedruckt hervorgehoben: „..und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Ich hab mich gefragt, wieso ist dieser besonders hervor gehoben. Nun, ich denke mir, bei allen Vorlieben und Prägungen haben wir es ja mit ganz unterschiedlichen Situationen zu tun. Manche fordern uns heraus, manche machen uns Sorgen, manche empfinden wir als Zumutung…Aber wir haben uns damit auseinander zu setzen. Und so fühlen wir uns manchmal super, ein andermal mag die Situation uns wie eine Prüfung vorkommen. Aber – so der Briefeschreiber – seid zuversichtlich! – unser Glaube ist der Sieg, der das alles überwindet.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Gedanken in Christus Jesus, unserem Herrn. AMEN

Gemeindefahrt am 24.April

Herzliche Einladung zu einem kleinen Gemeindeausflug am Sonntag, den 24.April:

Wir fahren zuerst zum Regionalgottesdienst nach Sachsendorf, und von dort weiter nach Kloster Jerichow, wo wir eine Führung durch die historische Anlage und dann Kaffee und Kuchen geniessen können.

 Wir haben einen Bus mit max. 48 Plätzen bestellt. Er darf voll werden. Kosten pro Teilnehmer: 15,- Euro.
Ablauf:
Der Bus hält
8.45 Uhr in Calbe
9.00 Uhr in Brumby (beide Haltestellen)
9.15 Uhr in Glöthe (jeweils Haltestelle)
9.20 Uhr in Üllnitz (Haltestelle)
9.30 Uhr in Neugattersleben (Haltestelle)

10.00 Uhr Regionalgottesdienst in Sachsendorf anschl. kleiner Imbiss

ca. 12.30 Uhr Weiterfahrt nach Kloster Jerichow dort 14.00 Uhr Führung durch die Anlage
ca. 15.00 Uhr Kaffee und Kuchen
Rückfahrt und Ankunft in Brumby ca. 18.00 Uhr


ANMELDUNG: im Gottesdienst am Sonntag oder anrufen:0151 275 88 510
oder 039291 49908 (Büro) oder per email: pfarrbuero.calbe@web.de

Wir freuen uns auf rege Beteiligung:-)

 

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