Ordnung ist das halbe Leben – Gottes Ordnung ist das ganze Leben (Predigt am 9.10.2016 jkohtz)

Epistel zugleich Predigttext: 1 Thessalonicher 4,1-8
1 Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut -, dass ihr darin immer vollkommener werdet. 2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht 4 und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, 5 nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. 6 Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. 8 Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.

Ordnung ist das halbe Leben, – aber welche Ordnung ist gemeint?
(Gottes Ordnung ist das GANZE LEBEN)

Liebe Gemeinde,
Ordnung kann schön sein! Gerne sagen wir, wenn wir nach unserem Befinden gefragt werden: Alles in Ordnung! Und wir meinen dann, dass im Moment nichts stört oder unser Leben durcheinander bringt.
Alles in Ordnung. Wir sind gesund. Wir fühlen uns gut. Die Familie intakt. Das Essen schmeckt.
Ordnung kann aber auch in anderer Hinsicht schön sein. Unsere Welt – wie sie Gott geschaffen hat – ist ein Wunderwerk der Ordnung. Oft verbirgt sich diese wunderbare Ordnung, obwohl sie vor unseren Augen liegt.
Haben Sie schon mal ein Gänseblümchen betrachtet? Ist ja eine eigentlich schlichte Blume – aber in ihr, genauer in ihrem Blütenkopf, versteckt sich ein besonderes Ordnungsprinzip. Das der Fibonacci-Zahlen. Kurz gesagt: Die Zahl der Blütenblätter aber auch die Muster einer Schnecke oder die Struktur einer Sonnenblume – sie alle halten sich streng an diese eigentlich mathematische Regel. Ordnung kann schön sein.
Oder betrachten wir die Strukturen von Schneekristallen – einfach schön – aber auch sie halten sich an – soll ich sagen uns oft nicht sichtbare Ordnungsprinzipien.
Und: wenn wir den Kosmos anschauen, entdecken die Forscher immer neue Strukturen, nach denen unser Weltall aufgebaut ist – und komme aus dem Staunen nicht heraus.
Hier ahnen wir schon: zumindest in der Natur hat Ordnung ihren tiefen Sinn. Und den haben schon lange vor uns Menschen erahnt oder erkannt: schon in den ersten Kapiteln der Bibel lesen wir von dieser Ordnung, die auch uns das Leben auf diesem Planeten erst ermöglicht: Der Wechsel von Tag und Nacht, Sommer und Winter, Regen und Sonne…Licht und Schatten…
einfach toll!
Der Mensch – das Spitzenprodukt göttlicher Schöpfung – hat von Gott etwas mit bekommen, dass ihn von den anderen Geschöpfen der Erde abhebt: Er kann Fragen stellen. Und eine der ersten Fragen war: WARUM. Warum soll man nicht dies und jenes tun?… Warum ist das so? Dieses Warum macht uns Menschen zu dem was wir bis heute sind: zu Forschern. Wir nehmen die Dinge nicht einfach hin, sondern wir suchen nach Gründen, nach Ursachen, nach Erklärungen. Dabei ist zB die Frage, warum die Sonne auf und unter geht, noch harmlos, wenngleich es Jahrtausende dauerte, bevor wir die Antwort heraus gefunden haben. Und so ganz genau können wir es immer noch nicht erklären – auch wenn Einsteins Relativitätstheorie uns der Antwort ein gutes Stück näher gebracht hat.
Aber es gibt verzwickte Fragen, wie zB. warum müssen Menschen leiden? Oder warum läßt Gott sowas zu?
Bei den Antworten geraten wir schnell in einen Strudel von Ansichten, Meinungen, Überzeugungen – und auch unsere An-bzw.Einsichten können sich ändern – ganz anhängig davon, welche eigenen Erfahrungen wir machen oder in welchem Kulturraum wir groß geworden sind.
Und so darf es uns nicht wundern, wenn nicht nur im Laufe der Geschichte eine Fülle von verschiedenen Ornungen und Ordnungsvorstellungen produziert wurden – nein, auch in der Gegenwart sind wir mit einer Vielzahl verschiedener Vorstellungen von Ordnung konfrontiert.
Wenn also ein deutsches Sprichtwort sagt „Ordnung ist das halbe Leben“ – dann deutet sich darin vielleicht die Erfahrung an, dass Chaos bzw Unordnung nur Leid und Elend erzeugen. Gibt es Ordnung, ist das schon das halbe Leben! Vielleicht ist das Sprichwort im 30ig jährigen Krieg oder danach entstanden… Keine Ahnung. Jedenfalls war die Sehnsucht der Menschen damals nach Ordnung – gegen Willkür und Chaos riesengroß.

Aber das Wissen, dass nur in geordneten Verhältnissen Leben wachsen und sich erhalten kann, ist viel älter. Es spiegelt sich markant in den 10 Geboten des Alten Testamentes. Bis heute sind sie als Orientierungspunkte für zwischenmenschliches Verhalten anerkannt.

Und gleichzeitig wird immer wieder ignoriert, was sie einfordern. Die Beobachtungen des Apostel Paulus an die Thessalonicher Gemeinde sind ein Beispiel dafür.

Nun wäre es wohl viel zu einfach, diese Unfähigkeit, diese 10 Regeln einzuhalten, auf Leichtsinn und Übermut der Menschen zurück zu führen. Im Gegenteil sehen wir in der Geschichte immer wieder eine große Sehnsucht nach Ordnung, Frieden, Sicherheit etc. Bis heute ist das so. Und auch im schrecklichen Krieg in Syrien wollen wohl alle Frieden – aber eben nur IHRE Vorstellung davon. Einfach gesagt: Hier kämpfen Menschen um die Durchsetzung ganz unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Ordnungsvorstellungen – und eben das müssen wir hier Krieg nennen.

Und bei uns in Deutschland? Da sind wir gerade in Aufregung um die Bewahrung unserer gewohnten Ordnung. Und das geht bin hin zur Kleiderordnung! Darf eine Frau in einer Burka umherlaufen? Bei uns? Ist das denn erlaubt? Und wenn, wer darf es denn erlauben? Ich setze das mal fort:
Darf ein Mann bei uns Zöpfe tragen? bzw lange Haare? Darf eine Frau Hosen tragen? (ist noch nicht so lange her, da durfte sie nicht). Darf ein Mann ein Kleid tragen? dürfen Männer heiraten? und und und… Wir sehen schon, aus einer Frage werden ganz schnell viele…
Wer gibt aber nun vor, was sein darf und was nicht?

Ganz aktuell wird die Frage selbstständig fahrender Automobile debattiert. Wenn der Mensch nicht mehr steuert, wer ist dann bei einem Unfall haftbar zu machen? Dobrinth hat schon erste Grundprinzipien umrissen: Das eine: Menschenleben geht vor Blechschaden. Also: das Leben von Menschen ist in jedem Fall wichtiger als der Blechschaden am Fahrzeug. Ein löbliches Prinzip! Sehe ich mich um, hab ich den Eindruck, dass gegenwärtig der Erhalt von Menschenleben nicht mehr höchste Priorität hat.
Wieso ist das so? Offenbar gibt es andere Werte, die es ermöglichen, Menschen diesen Werten zu opfern.
Was sagt mir das? Ordnungen, die wir als Menschen machen, haben ihre Vor- und Nachteile (und das ist sehr verharmlosend gesagt!). Wir müssen eigentlich sagen: Gegenwärtig werden Ordnungen über den Respekt des Menschenlebens gestellt.

Ich komme zum Schluss und fasse mich kurz: Paulus hat, zwar etwas verklausuliert in unserem Text, ein Ordnungsprinzip entdeckt, dass ihm geeignet scheint, dieser Welt die von Gott erdachte Gestalt wieder zu geben: die LIEBE.
Ich will nicht mit den Worten Paulus aus dem 1.Korintherbrief 13 ins Schwärmen kommen! Aber Recht hat er! Die Liebe ist eine Kraft, eine Energie, ein Ordnungsmacht, die wirklich Dinge in Ordnung bringen kann. Beziehungsweise Ordnungen, die den Tod atmen, zerbrechen kann.

Wilhelm Wilms sagt das so: (Ein Hoheslied der Liebe
in: roter faden glück, Kevelaer 31979, 12.11)

“die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
wo zwei verliebte sind
entsteht ein wirbelwind
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
sie geht durch wände
und entfacht brände
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe
sie baut brücken
versetzt in entzücken
kennt kein prahlen
zerfällt in strahlen

sie durchbricht den teufelskreis
schmelzt berge aus eis
lässt die erde erbeben
gibt toten das leben
die liebe
die liebe
ist sand im getriebe”

Die Liebe ist – um es einmal philosophisch zu sagen – das tiefste Erkenntnisprinzip der Welt. Es ist die Weltformel, nach der die Wissenschaft auf mathematischen Wegen sucht. Die Wissenschaft ist dabei schon ganz gut voran gekommen – wir, die Praktiker, dürfen aber selber immer wieder üben. Und uns dabei von Jesus, unserem Herrn, inspirieren lassen. Amen.