Predigt 13.3.16 j.kohtz

Liebe Gemeinde,
Wenn Christen ihr Verhältnis zu Christus umschreiben sollen, dann geht das wohl am besten mit dem Wort Glauben. Wir glauben an Gott, und wir glauben an Jesus Christus. So sagen wir es in Gemeinschaft mit vielen anderen Kirchen in der Welt in unserem Apostolischen Glaubensbekenntnis. Im Glaubensbekenntnis haben Christen das zusammengetragen, woran sie glauben. das Glaubensbekenntnis, das wir meist im Gottesdienst sprechen, gibt es seit dem 5.Jahrhundert.
Vergangenen Freitag hatten wir ein regionales Konfirmandentreffen bei uns im Gemeindehaus. Thema war unser Glaubensbekenntnis bzw. das, was wir glauben.
Ich haben folgenden Fragebogen verteilt.

Fragebogen

Jeder Jugendliche sollte zunächst für sich die Fragen beantworten. Anschließend haben wir die Antworten zusammengetragen. Dabei stellte sich heraus, dass meistens das Kästchen 2 und 3 angekreuzt wurde. Also: „Könnte schon sein“ und „Weiß nicht so recht“. Diese ehrlichen Antworten spiegeln gut die Situation unserer Jugendlichen. Denn die meisten von ihnen machen ihre ersten Schritte hin zu einem bewußten Leben mit ihrem Glauben. Und viele Fragen dazu sind noch offen und bedürfen weitere Erfahrungszeit.
Der Glaube – er wird uns nicht wie ein Medikament eingeimpft sondern er muss wachsen.
Glauben – das meint ja nicht zuerst das Gegenteil von Wissen sondern hat viel mehr mit Vertrauen zu tun.
Wie das Vertrauen entsteht uns sich entwickelt, das wissen wir im Grunde alle aus persönlichem Erleben.
Wenn Kinder geboren werden, dann spüren sie meist gleich die Wärme der Mutter. Sie spüren den Herzschlag und bekommen von ihr, was sie zum Leben brauchen. Mutter und Kind sind eng miteinander verbunden. Das Baby kann ohne die Mutter nicht lange auskommen. In der Nähe zu ihr wächst sein Vertrauen. Dieses Vertrauen ist umfassend.
Wenn dann das Kind größer wird, beginnt es , die Welt zu erkunden. Krabbelt auf allen Vieren umher und darf sich sicher sein, dass die Augen von Papa und Mama aufpassen, dass kein Unglück passiert. Wenige Jahre später ist das Kind schon viel selbständiger und will eigene Entdeckungen machen. Jetzt erlebt es, dass die Eltern auch mal laut sind und fordern. Zum Beispiel an einer Ampel stehen zu bleiben, wenn die auf ROT ist. Und wenn das Kind nicht hört, bekommt es den festen Griff der Eltern zu spüren. Der hält es fest, damit kein Unglück passiert.
Das Kind lernt, dass die Eltern, denen es vertraut, von ihm Gehorsam verlangen. Nicht, um es zu schikanieren sondern um es vor Schaden zu bewahren.
Auch wenn sie manchmal nicht verstehen, warum die Eltern das wollen, wird ein Kind, das Vertrauen zu seinen Eltern hat, dieses nicht als was Negatives erinnern.

Vertrauen und Gehorsam gehören zusammen. Oder ich kann auch sagen: Glaube und Gehorsam gehören zusammen. Ich glaube meinen Eltern, ich vertrauen ihnen – und darum werde ich auch ihre Grenzziehungen verstehen lernen.

Klar ist aber: Wenn ich dieses Vertrauen nicht aufbauen kann, werde ich auch kaum verstehen und begreifen, warum ich gehorchen soll.
So ist es auch mit unserem christlichen Glauben. Er braucht ebenfalls die spürbare Nähe – in diesem Fall die Nähe des Wortes Gottes, die Möglichkeit, Jesus näher kennen zu lernen.
Kinder lernen und entwickeln ihren Glauben in den Erfahrungen, die sie mit anderen Menschen, natürlich besonders Mutter und Vater, machen.
Einige Generationen vor uns gab es noch die Sitte, dass der Vater abends seine Familie um den Tisch versammelte und ihnen aus der Bibel vorlas. Heute zumindest singen die Eltern ein Abendlied oder beten am Kinderbett zur guten Nacht.
Und dann kommt auch die Zeit, wo die Kinder flügge werden und ihre eigenen Wege gehen wollen. Und dann erscheint ihnen alles, was die „Alten“ so sagen und leben, total altmodisch und verstaubt. Da wird dann mancher Streit ausgefochten – auch der um Autorität und Vertrauen.
Später dann, wenn alles gut geht, erinnert man sich, dass die Eltern doch bei vielem richtig lagen und das Vertrauen wird noch tiefer und reifer.

Glaube braucht Vertrauen und Glauben will wachsen. Und Glaube – also unsere Beziehung zu Gott – kann auch in die Krise kommen.
Dann nämlich, wenn unsere Erfahrung unserem Glauben zu widersprechen scheint. Wir glauben, dass Gott gut zu uns ist – und dann wird unser Leben durcheinander gebracht – durch Krankheit, Schicksalsschläge oder den Verlust von lieben Menschen, durch Kriege oder andere Nöte. Wir denken: Wie kann Gott das zulassen! Und wir werden unsicher. Wir hadern mit Gott. Wir fühlen uns dann meist von Gott verlassen.
In unserem Predigttext wir nun nicht einfach nur unser Glaube erwartet, es wird auch unser Gehorsam eingefordert. Und zwar kein Gehorsam aus der Angst heraus, sondern ein Gehorsam, der auf tiefem Vertrauen in Gottes Liebe beruht. Schaffen wir das?

Beispiele, wo unser Gehorsam gefordert wird, sind ja die 10 Gebote. Da gibt es keine faulen Kompromisse. Entweder ich halte sie ein oder ich halte sie eben nicht ein.
Wir merken: Unser Glaube kann uns immer auch Ausflüchte ermöglichen.. Ob unser Glaube aber wirklich tragfähig ist, entscheidet sich im festen Vertrauen zu Jesus. Oder eben im Gehorsam gegenüber seinen Weisungen.

Nun, in der Bibel finden wir viele Geschichten, die erzählen, wie sich an der Person Jesus die Geister scheiden. Die einen sind von ihm begeistert und felsenfest überzeugt, dass ER der Messias, der Heiland ist, für die anderen ist er ein Wanderprediger, dessen Botschaft sie als Bedrohung empfinden. die einen lieben Jesus, die anderen wollen ihm umbringen.

Da ist Petrus, der Jünger, der ihm auf die Aufforderung von Jesus sofort folgt; doch als Jesus gefangen wird, verleugnet Petrus öffentlich, dass er Jesus kennt.

Und auch Jesus selber wird geprüft. Doch er ist sich der Liebe Gottes SO SICHER; dass er sogar seinen eigenen Tod in Kauf nimmt. In unserem Predigttext heißt es:
„Als Jesus unter uns Menschen lebte, schrie er unter Tränen zu Gott, der ihn allein vom Tod retten konnte. Und Gott erhörte sein Gebet, weil Jesus den Vater ehrte und ihm gehorsam war. Dennoch musste auch Jesus, der Sohn Gottes, durch sein Leiden Gehorsam lernen.“
Jesus muss leiden, aber er wirft es Gott nicht vor. Er vertraut darauf, dass Gott ihn liebt.
Jesus opfert nicht andere Menschen für seinen Glauben, sondern läßt sich selber zum Opfer machen. So wird er zum Vorbild unbedingten Vertrauens, unbedingten Gehorsams.

Und für uns wird er so zum Hoffnungsgrund unseres Glaubens. Hoffnungsgrund deshalb, weil wir alles Leid, alles Leiden nun nicht mehr als Strafe Gottes ansehen müssen. Vielleicht prüft uns Gott, aber er straft uns nicht. Obwohl gerade diese Ansicht weit verbreitet ist, auch unter Christen. Sehr schnell meinen wir, wenn jemand Pech hat oder viel leiden muss, dass Gott ihn bestraft. Und dass Menschen, die erfolgreich sind und auf der Sonnenseite des Lebens, von Gott belohnt sind.
Nein, so ist es nicht. Gott ist nicht einfach ein Gott der Erfolgreichen. Alles Leid hat in Christus seine Rechtfertigung verloren. Denn er hat es mit sich ans Kreuz genommen.

Wer sich Gott anvertraut, darf sich auch im Leiden von Gott getragen und gehalten fühlen.
AMEN