Von Ursache und Wirkung

Von Ursache und Wirkung
oder warum wir gern in Kausalzusammenhängen denken

Der Streit ist alt: Was war eher? Das Ei oder die Henne? Der Gedanke oder die Tat?
Wie läßt der große Dichter Goethe den Dr.Faust darüber grübeln?
„Geschrieben steht: `Im Anfang war das Wort!“`
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
ich muss es anders übersetzen,
wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile, dass deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn,der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
und schreib getrost: Im Anfang war die Tat!
Die meisten von uns haben diesen Text noch in Erinnerung aus der Schulzeit. Nun brauchen wir heutzutage diesen eindrucksvollen Text nicht zu lesen, um auf die Frage von Ursache und Wirkung zu stoßen. Viel zu viele aktuelle brennende Ereignisse fordern geradezu heraus, über Ursache und Wírkung zu diskutieren! Daß es unglaublich viele Flüchtlingsströme gibt auf der Welt und zuletzt davon viele Menschen auch zu uns nach Europa kommen – was ist die Ursache davon? Und dass Deutschland mit Waffenverkäufen richtig gute Gschäfte macht – ist das eine Ursache von kriegerischen Konflikten oder ist das schon eine Wirkung oder Folge dieser Konflikte? Oder dass wir Deutschen in der Tendenz eher wenige Kinder haben wollen – woher kommt das? Und die wachsenden Zahlen von Senioren, die in Pflegeheimen versorgt werden müssen – wo liegt die Ursache, und welche Wirkungen hat das für unsere Gesellschaft.
Schließlich: Dass wir eines der reichsten Länder auf der Welt sind – und trotzdem viele Bürgerinnen und Bürger nur mit Mühe über die Runden kommen – woran liegt`s?
Die Fragen sind leichter gestellt als die Antworten gefunden. Nein, ich muss es genauer sagen: Antworten sind auch schnell gefunden – aber sie sind eher ein Spiegel unseres Nachdenkens und nicht unbedingt der Wahrheit letzter Schluss.
In der Bibel ist der Apostel Paulus auch ins Grübeln gekommen. Er als Jude fragt sich nach dem Zusammenhang des Schicksalsweges des israelischen Volkes mit dem Zeugnis von Jesus Christus, dessen Botschaft die Christengemeinden und schließlich die christlichen Kirchen bewirkte. Heute können auch wir uns fragen: Wenn ich mich noch als Christ verstehe – warum bin ich es, und welche Folge hat das für mein Leben. Oder: Wenn ich kein Christ bin und mit dem christlichen Glauben nichts anfangen kann – warum ist das so. Liegt das an meiner Erziehung, an meinem Elternhaus, meinen Erfahrungen?
Je nach unserer Vor-Geschichte werden unsere Antworten verschieden ausfallen. Und so wird auch das Resümee des Apostel Paulus bei uns unterschiedlich empfunden werden: Er schreibt: „O welche Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! … Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen.“ (Römerbrief, Kapitel 11, 33 u. 36)
Es soll ja ein schönes Wochenende werden – wettermäßig. Geniessen Sie es und lassen Sie den Reichtum dieser wunderbaren Schöpfung an sich heran. Wir sind alle ein Teil davon.